Politik, Belegschaftsvertreter und der Markt haben heute Dienstag sehr gelassen auf das neueste Übernahmegerücht betreffend der börsenotierten, teilstaatlichen Telekom Austria reagiert. Dass ein möglicher Einstieg durch die ägyptische Orascom Telecom im Gegensatz zu früheren Kaufgerüchten wenig Staub aufgewirbelt hat dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass der Deal derzeit ohnehin nicht spruchreif ist. Es fehlt der Privatisierungsauftrag durch die Regierung, und dass sich SPÖ und ÖVP im Intensivwahlkampf bzw. in den Koalitionsverhandlungen nach geschlagener Nationalratswahl auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen, wird durch die Bank ausgeschlossen.

Kein Handlungsbedarf

Aus dem Büro von Eigentümervertreter Finanzminister Wilhelm Molterer hieß es heute, man werde sich alle Anfragen der Telekom Austria anschauen und prüfen, während Finanzstaatssekretär Christoph Matznetter  betonte, es gebe derzeit "keinen Handlungsbedarf". Aus Betriebsratskreisen hieß es zur APA, dass an den Übernahmespekulationen ohnehin "nichts dran" sei. Die Telekom-Führung selbst gab, wie schon zuvor bei anderen Marktgerüchten, keinen Kommentar ab. Zuletzt wurde 2006 in Medien berichtet, die griechische Hellenic Telecom (OTE) wollte die Telekom übernehmen, Athen verlor aber bald die Lust daran.

Nummer 4

Mit Orascom wäre die Nummer 4 in der arabischen Welt Partner des österreichischen Ex-Monopolisten geworden. Das Unternehmen gehört zur börsenotierten Orascom Group im Besitz von Gründer Naguib Sawiris. In Europa sind die Ägypter als Kernaktionär an dem italienischen Mobilfunker Wind und der griechischen TIM Hellas beteiligt. Der französische Anbieter Bouygues soll sich im Visier Sawiris befinden. Der Manager scheut aber auch nicht vor schwierigen Märkten zurück, so wird er das erste kommerzielle Mobilfunknetz in Nordkorea betreiben.

"Regierungen sind langsam, bürokratisch, stur und politisch. Das zerstört Werte."

Orascom sieht sich als "führendes Mobilfunkunternehmen" und als "langfristig, strategisch ausgerichteter Marktteilnehmer", so Sawiris, nachdem Ende des Vorjahres Gerüchte auftauchten, er wollte sein Firmenimperium verkaufen. Steigt er bei der Telekom Austria ein, hat er auch den Staat an Board, was bei Sawiris bisher auf wenig Begeisterung stieß. In einem Interview meinte er: "Regierungen sind langsam, bürokratisch, stur und politisch. Das zerstört Werte." Der Staat hält an der Telekom Austria noch 27,37 Prozent.

Der Kurs der Telekom Austria lag Dienstagnachmittag bei 15,03 Euro, ein Minus von 0,13 Prozent. (APA)