Seit 1996 erarbeitet das Wiener Kindertheater jährlich mit über 100 Kindern zwischen fünf und 17 Jahren ein beliebiges Werk der Weltliteratur. Nach Carlo Goldoni im vergangenen Jahr ist heuer Shakespeares "Wie es euch gefällt" an der Reihe. In acht- bis neunfacher Besetzung spielten die Kinder bis 20. September das bekannte Stück rund um Liebe, Eifersucht, Freundschaft, Natur und Poesie. Im Vordergrund steht dabei nicht die perfekte Darbietung, sondern die Möglichkeit, sich spielend auszuprobieren, Teamarbeit zu erproben und Freude an der Sprache zu entwickeln - freies Improvisieren, Fehler machen, einflüstern, lachen und extemporieren eingeschlossen.

Fotos: Wiener Kindertheater/Lukas Beck

Wie sich Theaterarbeit auf die Entwicklung der Kinder auswirkt, versuchte die Leiterin des Wiener Kindertheaters, Sylvia Rotter, in dem im Jänner 2008 gestarteten Bildungsprojekt "Schule für das Leben" festzustellen: In Zusammenarbeit mit dem Kinderpsychologen Max Friedrich und einem Team der Sigmund-Freud-Privatuniversität rund um Brigitte Sindelar wurden deshalb während des Sommersemesters Theaterworkshops im Rahmen von 40 Schulstunden an den Wiener Volksschulen Novaragasse und Esslinger Hauptstraße durchgeführt.

Fotos: Wiener Kindertheater/Lukas Beck

Von März bis Mai 2008 standen im Unterricht zweimal wöchentlich zwei Stunden lang Improvisation, Musik und Bewegung, Stimme, Theaterspielen, Atem und Rhetorik auf dem Stundenplan. Mit Einverständnis der Eltern wurden die 126 teilnehmenden Kinder im Februar und nach Abschluss der Workshops unter anderem  hinsichtlich Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Konzentration, Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl getestet. "Unsere Ausgangshypothese, dass Theaterworkshops die emotionale und soziale, die sprachliche und die motorische Entwicklung der Kinder unterstützen, wurde im Rahmen der Studie wissenschaftlich überprüft und bestätigt", so das Team.

Fotos: Wiener Kindertheater/Lukas Beck

"Die verbale Merkfähigkeit, die Körperwahrnehmung und die Fähigkeit, vorausschauend zu denken, haben sich um 50 Prozent verbessert", schildert Brigitte Sindelar. "In diversen anderen Bereichen konnten wir ebenfalls eine signifikant positive Veränderung feststellen. Bereiche, in denen sich keine über Zufall hinausgehenden Verbesserungen zeigten, gab es deutlich wenige." Kein Kind wurde dabei zum Mitmachen bei den Workshops gezwungen - wer keine Lust hatte, konnte sich alternativ kreativ beschäftigen.

Fotos: Wiener Kindertheater/Lukas Beck

Um das Projekt weiterzuführen und zum Beispiel auch die nachhaltige Wirkung der Theaterarbeit auf die Entwicklung der Kinder feststellen zu können, suchen die InitiatorInnen nun eifrig nach Sponsoren. Kontakte zum Bildungsministerium wurden bereits geknüpft, um gemeinsam zu überlegen, wie das Projekt finanziert und eventuell auch in den Regelunterricht an Schulen eingebaut werden könnte.

Fotos: Wiener Kindertheater/Lukas Beck

Auch das Wiener Kindertheater ist dankbar für regelmäßige Geldspenden - für die heurige Produktion etwa konnten Bühnenbild und Kostüme aufgrund des knappen Budgets nur dank des Idealismus und der freundschaftlichen Unterstützung der MitarbeiterInnen realisiert werden. (isa/derStandard.at, 9.9.2008)

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Fotos: Wiener Kindertheater/Lukas Beck

Link:

www.wienerkindertheater.com

Spenden:

Kontonummer 283-377-006/00 bei der Erste Bank (BLZ 20111) , KW "Freunde des Wiener Kindertheaters"

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