Glaubt, dass auch große österreichische Medien vom Kontakt mit Minderheitenmedien profitieren: M-Media-Obmann Inou

Foto: Philipp Horak

Am letzten Donnerstag startete im Wiener Hörsaalzentrum die erste österreichische Messe für Migrantenmedien. Simon Inou, Obmann des Veranstaltervereins m-media, erklärt im derStandard.at-Interview, warum sich MigrantInnen ein eigenes Forum gesucht haben und was es großen Zeitungen bringt, auf der Messe vertreten zu sein.

derStandard.at: Was ist eigentlich ein Migrantenmedium?

Inou: Ein Medium, das von MigrantInnen für MigrantInnen, aber auch Teile der Mehrheitsgesellschaft in Österreich gestaltet wird - egal, ob auf Deutsch oder in der Muttersprache.

derStandard.at: Was gab den Anstoß, eine Migrantenmedienmesse zu gründen?

Inou: Der Gedanke war, die Arbeit von MigrantInnen im Medienbereich sichtbar zu machen. Unser Ziel ist die Entghettoisierung aller Institutionen, die sich mit Diversitätspolitik auf allen Ebenen beschäftigen - auch der österreichischen.

derStandard.at: Wenn man der Ghettoisierung entkommen will, warum organisiert man dann erst recht eine eigene Migrantenmesse ? Wäre es nicht besser, Migrantenmedien würden auf bereits etablierten Medienkongressen auftreten?

Inou: Wir wollten eigentlich auf den Medientagen vertreten sein und haben das den Organisatoren mehrmals vorgeschlagen. Es hat aber niemand darauf reagiert. Bei den Vorbereitungen zur Messe mussten wir dann noch einmal erfahren, wie Parallelgesellschaften entstehen: Wir haben mehrere Unternehmen wegen Sachspenden kontaktiert - von Bäckereien bis hin zu Mineralwasserkonzernen. Alle haben abgelehnt, bis auf (den Saftproduzenten, Anm.) Pfanner. Gleichzeitig haben wir Migrantenunternehmen kontaktiert, wie Sofra-Market und andere Geschäfte. Und da bekamen wir plötzlich viel positives Feedback.

derStandard.at: Sie werden aber auch von österreichischen Institutionen gesponsert.

Inou: Ja, von öffentlichen Institutionen. Aber bei den privaten Unternehmen hat es auch bei den Geldspenden nicht funktioniert - mit Ausnahme einer Telekommunikationsfirma, die sich im Bereich Migration einsetzt. Wenn die Unternehmen "Migranten" hören, heißt es immer: Das ist nicht unser Zielpublikum. Aber Wasser trinken doch alle Menschen (lacht). Meine Erfahrung ist aber, dass am Anfang immer alle zögern. Aber wenn man insistiert und noch einmal anruft, und wenn sie sehen, dass man nicht aufgibt, dann klappt es.

derStandard.at: Was haben große österreichsche Medien davon, auf der Messe vertreten zu sein?

Inou: Ein BeispieL Der Integrationsteil einer Zeitung kann viel gewinnen, wenn er in Migrantenmedien mit Inseraten beworben wird. Es könnten auch neue Synergien entstehen: Etwa wenn man dort einen bulgarischen Journalisten trifft, der einem immer wieder behilflich ist, wenn es um Wirtschaftsberichterstattung über Bulgarien geht. JournalistInnen in großen Medien könnten so Kontakte zu einzelnen Communities aufbauen. Die Messe kann auch Rekrutierungspool für Mainstream-Medien sein. Viele Journalisten, die in Migrantenmedien tätig beherrschen ja mindestens zwei Sprachen, die deutsche und die Muttersprache. Außerdem sind die Blicke, die aus Mainstream-Redaktoinen auf die MigrantInnen gerichtet werden, zurzeit zum Teil noch nicht so vertrauensvoll. Auf der Messe könnten im persönlichen Gespräch solche Berührungsängste abgebaut werden. (Maria Sterkl, derStandard.at, 10.9.2008)