Die Nürnberger Staatsanwaltschaft lädt AUA-Chef Ötsch vor

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Wien - "Herr Ötsch wird als Beschuldigter geführt. Es gibt ein Verfahren gegen ihn und er hat auch einen Verteidiger." Der Sprecher des Oberlandesgerichts Nürnberg, Wolfgang Träg, lässt keinen Zweifel daran, dass gegen AUA-Chef Alfred Ötsch als Beschuldigten ermittelt wird. Noch nicht klar sei, wann und wo der ehemalige Siemens-Manager einvernommen wird. Es könne in Nürnberg sein, oder aber auch im Rechtshilfeverfahren über Wiener Behörden, schildert Träg im Gespräch mit dem Standard das mögliche Procedere.

Zum Handkuss kommt Ötsch wegen der umfangreichen Korruptionsaffäre beim Münchner Elektromulti. Ötsch, so der in der Anklageschrift gegen Ex-Vorstandsmitglied Johannes Feldmayer formulierte Vorwurf, stehe im Verdacht, zweifelhafte Beratungshonorare an die konzernfreundliche Arbeitnehmervertretung AUB überwiesen und damit Untreue zulasten der Siemens AG und Steuerhinterziehung zugunsten der Siemens AG begangen zu haben. Als Feldmayers Nachfolger im Bereichsvorstand Automation liege der Verdacht nahe, dass Ötsch in diese Praktiken eingeweiht gewesen sei, sagt Träg. Angeklagt sei derzeit aber nur Feldmayer, die Verhandlung beginnt am 24. September. Laut Siemens-Insidern war Ötsch für die Schmiergeldkonten zeichnungsberechtigt.

Ötsch, für den die Unschuldsvermutung gilt, wies den vom Magazin Der Spiegel gebrachten Bericht am Dienstag einmal mehr zurück: Er sei über die Hintergründe der Zahlungen nicht informiert gewesen, die Verrechnung der Beratungsleistungen sei laut Vertrag von der Zentrale über Automation & Drives (A&D) abgewickelt worden (wo Ötsch 2001 bis 2005 im Bereichsvorstand war) und überhaupt sei A&D "lediglich Rechnungsadresse" gewesen, "die inhaltliche und kostenmäßige Verantwortung lag ausschließlich in der Zentrale in München". Er, Ötsch, habe damit "weder inhaltlich noch persönlich das Geringste zu tun". Im Übrigen sei er im Prozess weder als Zeuge noch als Beschuldigter geladen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2008)