Finanzinvestoren wittern bei Daimler günstige Einstiegschancen.

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Da nützt es auch nichts, wenn man Dieter Zetsche heißt und Daimler-Chef ist. Investoren kann man sich nicht aussuchen. Spätestens seit der Trennung vom Klotz am Bein, dem US-Autohersteller Chrysler, ist Daimler für kapitalkräftige Gesellschaften ein Happen geworden, der sich durchaus verdauen ließe. Die niedrige Aktienbewertung des Autobauers, die Schwäche an den Finanzmärkten und die trüben Konjunkturaussichten besonders für Autokonzerne haben die Stuttgarter fast schon zu einem Schnäppchen gemacht.

Nachdem sich der Börsenwert von Daimler im letzten Jahr halbiert hat, genügt eine Handvoll Milliarden, um dem Vorstand mit der Zerschlagung seines Unternehmens zu drohen.

Seit Cevian Capital bei dem Stuttgarter Traditionskonzern zunächst mit einem Aktienpaket unterhalb der gesetzlichen Meldeschwelle von drei Prozent eingestiegen ist, brodelt die Gerüchteküche. Der Spekulationsbogen ist groß: Von einem schützenden Geldgeber bis zu einer aggressiven Heuschrecke ist die Rede: Doch die Ziele der Schweden liegen auf der Hand: Bei jeder ihrer Beteiligungen hat sich der Wert binnen dreier Jahre zu verdoppeln, so ihr forscher Ansatz. Geht es nach den Finanzinvestoren soll das Nutzfahrzeuggeschäft von Daimler abgespalten werden und in der Folge entweder verkauft oder an die Börse gebracht werden.

Beim Betriebsrat von Daimler läuten alle Alarmglocken. Zu Recht. Denn im Gegensatz zu anderen Autobauern ist Daimler nicht durch Großaktionäre geschützt. Bei BMW bildet die Familie Quandt mit einem Anteil von 46,6 Prozent ein schier unüberwindbares Bollwerk, bei VW hält Porsche rund 31 Prozent der VW-Anteile. Anders bei Daimler: Bedeutendster Eigner ist das Emirat Kuwait mit lediglich 7,2 Prozent der Anteile. Die übrigen 92,8 Prozent des Grundkapitals werden unter Streubesitz geführt. 15 bis 20 Prozent davon liegen in Händen von Hedge-Fonds, die riskant investieren und ihren Anlegern extrem hohe Renditen versprechen.

Bleibt zu hoffen, dass sich Zetsche mit seiner jüngsten Äußerung "jeder Investor sei willkommen", nicht verschätzt hat. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 8.9.2008)