Mit rund 200.000 Besuchern blieb das Wiener
Erntedankfest am Heldenplatz heuer deutlich unter den Erwartungen der
Veranstalter. Gerechnet hatte der Bauernbund mit 250.000 Gästen,
denen während der zweitägigen Veranstaltung "Lust aufs Land" gemacht
werden sollte. Kulinarik, Konzerte und Bierkistenkraxeln standen auf
dem Programm. Die Segnung der Feldfrüchte und der Umzug der Feldwägen
am Sonntagnachmittag bildeten schließlich den Höhepunkt des Events.

Trotzdem der Andrang niederer ausfiel als prognostiziert, zeigten
sich die Organisatoren zufrieden. "Das zeitgleich stattfindende
Donauinselfest und die ungewöhnlich hohen Temperaturen sind mögliche
Gründe, warum wir in diesem Jahr hinter den Erwartungen geblieben
sind", erklärte Ulrike Raser vom Bauernbund auf APA-Anfrage.

Brauchtum und Zünftigkeit

Im Mittelpunkt des Festes standen auch heuer wieder Brauchtum und
Zünftigkeit. So sorgten eine Reihe von Blaskapellen, Volkstänzer und
Schuhplattler für das musikalische Begleitprogramm. Als Höhepunkt
spielten die "Seer" gestern, Samstag, ein Gratis-Open-Air-Konzert,
das laut Veranstalter 30.000 Menschen anlockte.

In Sachen Verköstigung warteten etwa 300 Bauern aus ganz
Österreich mit regionalen Spezialitäten wie Zillertaler Heumilch und
Gailtaler Speck auf, aber auch weniger Originelles wie Bratwurst und
Bier wurden angeboten. Auch modisch gaben sich viele Besucher
traditionsbewusst: Dirndl und Trachtenjanker wurden trotz
Temperaturen von um die 30 Grad stolz zur Schau gestellt. Einige
Touristen, die gerade die Hofburg durchquerten, hielten verwundert
bis genervt inne, zückten aber letztlich doch die Kamera.

Für Unterhaltung sorgten außerdem eine Motorsägen-Performance oder
Wettbewerbe im Erklimmen aufeinandergestapelter Bierkisten. Nach der
Segnung der Ernte- sowie der Hauerkrone durch den Wiener Dompfarrer
Toni Faber übten sich eine Reihe von ÖVP-Spitzenpolitiker nicht nur
in Danksagungen für die Leistungen der Bauern, sondern vor allem in
Wahlkampfrhetorik. Zu Beginn noch mäßig beklatscht, wandten sich mit
Fortschreiten der Festreden jedoch mehr und mehr Gäste wieder der
Gastronomie zu. (APA)