Bild nicht mehr verfügbar.

Dinkhauser: "Die Verwahrlosung der Jugend beginnt bei der Verwahrlosung der Eltern."

Foto: APA/ Gindl

"Ein Hooligan-Gesetz? Was Dümmeres gibt es doch fast nicht mehr." Fritz Dinkhauser, der von Tirol auszog, um Wien zu erobern, ortet er die Probleme der Fußballklubs (speziell FK Austria und SK Rapid) mit aggressiven Fans als "Folgen der Heimatlosigkeit". Daher hält er das vor wenigen Tagen von dem ÖFB-Präsidenten Friedrich Stickler (in einem Interview in "Die Presse") geforderte Gesetz gegen Krawallierer schlicht für "Humbug". Dinkhauser fordert hingegen, Sport und Kultur sollten für Jugendliche und auch für Funktionäre gratis sein. "Kinder brauchen eine Heimat, wir müssen das Problem an den Wurzeln packen." Auf dem Land, wo Kinder und Erwachsene im Schützen-, Ski- oder Fußballverein Gemeinschaft fänden, wären Randale mehr oder weniger unbekannt. Dinkhauser: "Die Verwahrlosung der Jugend beginnt bei der Verwahrlosung der Eltern."


Dinkhauser betont, zu wissen, wovon er redet. Als einziger der prominenten Mitbewerber bei der Nationalratswahl am 28. September hat er Spitzensport betrieben. "Bei zwei Olympiscen Spielen war ich als Bobfahrer aktiv", betont er, sechs tiroler Meistertitel im Hammerwerfen erwähnt er gar nicht. Die vom Staat geschaffene spotliche und kulturelle Infrastruktur müsse niedrigschwellig der Bevölkerung zuägnglich werden, die politische Aufsplitterung des Sports (Dachverbände ASKÖ, SPORTUNION, ASVÖ) sei zu beenden. Desgleichen sei der Sport nicht mehr auf Kosten der Steuerzahler und der Effizienz in ein Staatssekretariat und ein Ministerium (oder ins Bundeskanzleramt) zu splitten, sondern "an einer Stelle zu bündeln, vielleicht im Bildungsministerium".


Die Sport-Förderung will er von privatwirtschaftlich erheblich unterstützten Sparten auf noch nicht so gut fundierte Bereiche konzentrieren, der ÖFB beispielsweise als großer Hafen für Sponsoren müsste doch mit weniger staatlicher Unterstützung auch gut auskommen.
Die Malaise im Bildungsbereich ist Dinkhauser ein Anliegen, über eine geeignete Bewegungserziehung sei auch der von allen gewünschte präventive Effekt in der Gesundheitserziehung zu erzielen. Dinkhauser: "Menschen werden durch regelmäßige Bewegung leistungsbereiter, risikofreudiger und entschlusskräftiger." Die Sozialversicherung könne diese Aufgabe nicht leisten. "Ist ja jetzt schon kein Geld da für eine normale Prävention."


Je weiter Dinkhauser sich in das Feld der Bewegungskultur hineinredet, desto klarer kommt sein aufklärerischer Ansatz heraus. Kommerzielle Verflechtung von Zeitungen und ORF mit Sportvereinen - und -verbänden? Dinkhauser: "Diese Verflechtungen sind unvereinbar mit einer Berichterstattung, die frei von kommerziellen Interessen ist." Ausbau von Gletschern und Freigabe der Wege und Wälder für Skifahrern bis Mountainbiking? Dinkhauer: "Dem Ausbau der Gletscher kann ich nur nur mehr in Grenzfällen zustimmen. Genauso müssen Mountainbiking und Tourenskilauf je nach Bedarf und Region sinnvoll eingesetzt werden."


Von einer gesetzlichen Werbebeschränkung gegen potentiell gesundheitsschädliche Produkte, die sich mit Sportstars direkt an Kinder wenden hält Dinkhauser hingegen wenig. Das sei "Aufgabe der Erziehungsberechtigten". Und der Bildungsinstitutionen. Wo der Sport bereits Sinn stifte und darin noch unterstützt werden sollte, sei die Integration von Ausländern, Einwanderer wie Dinko und Mirna Jukic oder die Kinder von Einwanderern wie Heli Kavlak oder Ümit Korkmaz bildeten hervorragende Beispiele. Dinkhauser: "Bewegung als Impuls für die Integration für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund ist ein hervorragender Ansatz, um die Integration zu erleichtern." (Johann Skocek, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 8. September 2008)