STANDARD-Gespräch: Konrad Becker, Gerfried Stocker, Andrea Schurian, Clémentine Deliss und Christoph Santner (v. li.).

Foto: rubra

Linz - Was spricht für, was gegen eine Ökonomie, die auf Kreativität und Innovation aufbaut? Ist "A New Cultural Economy" etwa schon in Ansätzen vorhanden, nur ein frommer Wunsch oder gar wieder nur ein gefinkeltes Marketinginstrument? Standard-Kulturchefin Andrea Schurian wollte am Mittwoch im Rahmen der Ars Electronica wissen, ob, wann und wie (geistiges wie handgreifliches) Eigentum an seine Grenzen stößt. Und das Podium am Cyberdeck des Linzer Offenen Kulturhauses hielt, was seine Besetzung versprach. Man blieb bis zu letzt desperat, und also redselig.

Wie "partizipatorisch" die Angebote jener Technologien tatsächlich sind, welche die "Alte Dame" Ars (geb.1979) von deren Stadium als Vision über die Geburt, über erste Erprobung durch diverse Künste bis hin zur kommerziellen Anwendung (der stets die militärische vorausgeeilt ist) begleitet hat, bleibt der je subjektiven Weltsicht überlassen.

Klar, dass Gerfried Stocker, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der Ars, in Kooperationsmodellen von Festivals und Wirtschaft alle Beteiligten als gleichberechtigte Partner sieht und den Medienkünstler als Idealtypus des Weltreisenden, als Wissensüberträger auf Einladungstrip.

Keine Teilhabe für alle

Klar aber auch, dass Konrad Becker, Medientheoretiker und Künstler, darauf hinweist, dass die Machtkonzentration größer denn je und die Teilhabe für alle bloß vorgegaukelt ist. Vielleicht ist ja das Internet doch nur ein öder Abklatsch dessen, was in der realen Welt tatsächlich passiert, wo "es gut ist, hungrig zu sein" .

Derart unschuldig sieht das zumindest Innovationsexperte Christoph Santner. Für ihn beginnt nun "Das Zeitalter des Spielens" , was in etwa heißt, dass die stärkere Community die Regeln vorgibt - und jene zu Verlieren werden, die sich nicht daran halten (oder zu durchsetzungsschwach sind um eigene aufzustellen).Clémentine Deliss, Kuratorin und Herausgeberin der jedes Mal an einem anderen Ort erscheinenden Künstlerzeitschrift metronome, setzt hingegen auf den Künstler als professionellen Ingenieur, der wenig Drang verspürt, stets interaktiv zu arbeiten. Das Modell des aus der realen Welt entlehnten Hausierers im Internet sieht sie als allemal zielführender als ökonomische Universalphilosophien. Übereinstimmung gab es erst im der Diskussion folgenden Privatissimum: Ohne guten Anwalt geht als Urheber nach wie vor gar nichts! (DER STANDARD/Printausgabe, 05.09.2008)