Linz - Wie die Zusammenarbeit von Kreativen, Technikern und Wirtschaft in einem Umfeld aussehen kann, in dem Kreativwirtschaft prioritär behandelt wird, zeigt die Ausstellung "Hybrid Ego" der Universität Tokio im Rahmen der Ars Electronica in Linz: Studenten forschen dort u.a. an Robotern zum Kuscheln, an Möglichkeiten für blinde Menschen, Information über ihre räumliche Umgebung zu bekommen, und daran, wie man Urlaubsfotos oder Stadtaufnahmen in dreidimensionale virtuell begehbare Räume umwandeln kann. Die Ergebnisse präsentieren sie derzeit in der Linzer Kunstuni.

Die Studenten arbeiten in einem Umfeld, in dem die Prioritäten klar definiert wurden: Bereits 2001 wurde die "Förderung der Medienkünste" verfassungsmäßig verankert, schreibt Tomoe Moriyama von der Tokio Universität im Katalog zur Schau. Die Ausstellung will nun jene Projekte präsentieren, die sich mit einer Erweiterung des Ichs beschäftigen, etwa die Verknüpfung von realen und virtuellen Welten.

Vibrationssignale zur Orientierung

Und dies mit oft sehr realem Nutzen: Ein in der Schau präsentiertes Stirnband erhält über Sensoren Information darüber, ob Gegenstände oder Wände in der Nähe sind. Über Vibrationssignale gibt es dieses räumliche Bild an seinen Träger wieder - ein Schritt dahin, dass sehbehinderte Menschen sich barrierefreier durch den öffentlichen Raum bewegen können.

Die japanischen Technik-Studenten, die in der Kunstuni ihren "Campus" aufgeschlagen haben, bieten ein reichhaltiges Angebot an Zugängen zu jener Frage, die in der Technologie immer noch zentral ist: Wie Maschinen und Menschen Informationen austauschen können, abseits von Tastatur, Maus und Spracherkennung. Derartige Interfaces können unter anderem Seifenblasen sein: Bei einer Art Drehorgel kommen keine Klänge, sondern Seifenblasen aus einer Öffnung. Musik gibt es erst, wenn diese luftigen Objekte bei der Installation "ephemeral melody" wiederum an langen Kupferstangen zerplatzen. Oder auch ein simpler Tisch kann als Informations-Schnittstelle verwendet werden: Streicht man darüber, gibt es Musik.

Für Faszination sorgt Kotaro, ein menschlich aussehender Roboter mit Wirbelsäule, Schlüsselbein und Kugelgelenken. Spezielle Kleidung erweckt durch eine Art Fernrohr betrachtet den Eindruck von Durchsichtigkeit - ein Tarnmantel wie bei Harry Potter ist das aber noch nicht wirklich. Dafür vermag die Ukiyo-Engine Urlaubserinnerungen wieder zu bringen: Durch sie kann ein zweidimensionales Foto in eine durchaus ansehnliche virtuelle Miniwelt verwandelt werden - so kann man noch einmal etwa über den Pariser Boulevard wandern, den man nach der Rückkehr aus dem Urlaub so sehr vermisst. (APA)