Die FHs dürfen ihr Angebot gratis anbieten, jedoch nicht mehr als 363, 36 Euro pro Semester dafür verlangen.

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Hochschule ist nicht gleich Hochschule: Wenn die SPÖ von der Abschaffung der Studiengebühren spricht, meint sie damit nur Universitäten - und nicht Fachhochschulen. Die sind darüber nicht erfreut: „Entweder gratis studieren an allen Hochschulen, oder an keiner", sagt Kurt Koleznik, Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz (FHK) gegenüber derStandard.at.

Bund schreibt nur die Beitragshöhe vor

Je nachdem wer mit wem koaliert, könnte eine Abschaffung der Studiengebühren in der nächsten Legislaturperiode durchaus möglich sein. Die SPÖ und die Grünen sind generell dagegen, das LIF will sie nicht in der jetzigen Form und die FPÖ will immerhin inländische Studierende von den Gebühren befreien. Koleznik will für den Fall gewappnet sein. Er fordert vollen Ersatz für das Geld, dass den Fachhochschulen durch die Abschaffung entgehen würde. 20 Millionen Euro würden die FHs derzeit durch Studiengebühren einnehmen.

SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser versucht, zu beruhigen: Es liege immer noch in der Hand der Fachhochschulerhalter, Studienbeiträge zu verlangen - oder eben nicht. "Im Fachhochschul-Studiengesetz ist lediglich angegeben, dass die Erhalter nicht mehr als 363,36 Euro verlangen dürfen", erklärt Niederwieser im Gespräch mit derStandard.at. Daran soll sich auch nichts ändern. Derzeit sind Vorarlberg, Steiermark und Oberösterreich die einzigen Länder, die für ihre Fachhochschulen keinen Beitrag einheben.

Fachhochschulen fürchten um Studierende

Mit dieser Regelung seien die Fachhochschulen auch zufrieden, hält Koleznik fest. Werden die Studiengebühren an den Unis jedoch wirklich abgeschafft, geraten sie in Bedrängnis. „Da käme es zu einer Wettbewerbsverzerrung", warnt der FHK-Generalsekretär. Er fürchtet, dass die Studierenden an den FHs ausbleiben, wenn die Unis gratis sind. Die einzige Lösung: Im Fachhochschul-Studiengesetz muss festgehalten werden, dass auch deren Erhalter keine Studiengebühren mehr einheben dürfen.

„Bei der Abschaffung der Studiengebühren sprechen wir nur von den Unis", hält Niederwieser jedoch fest und will den Erhaltern die Entscheidungsfreiheit lassen, auch wenn die SPÖ ihr Wahlversprechen durchsetzt. Die steirische Landesrätin Bettina Vollath, die sich in ihrem Bundesland für das freie FH-Studium eingesetzt hat, beschwichtigt im Gespräch mit derStandard.at allerdings: "Natürlich gilt die Forderung aber auch für die Fachhochschulen, doch ist es hier Sache des Erhalters über die Einhebung zu entscheiden." Das Problem: Nicht immer sind die Länder die Erhalter, und so sei es schwierig dies ohne entsprechenden finanziellen Ausgleich durch den Bund flächendeckend umzusetzen.

"Wenn man will, geht alles"

Die FachhochschülerInnen selbst sprechen sich für eine Abschaffung der Studiengebühren an beiden Institutionen aus.„Die meisten Länder könnten das schon mittragen", sagt Philipp Hense, FachhochschülerInnen-Vertreter der Österreichischen HochschülerInnenschaft, über die Finanzierung durch die FH-Erhalter. Vollath stimmt ihm zu: "Wenn man will, geht alles - wie bei uns in der Steiermark. Die Landesrätin bezeichnet die Abschaffung der Studiengebühren als Frage der Prioritätensetzung. "Die Beträge, die bei den FH-Studienbeiträgen insgesamt hereinkommen sind verglichen mit dem Gesamtbudget der Länder so verschwindend klein, dass es nur einer richtigen Umschichtung bedarf."

An die Politik hat Hense einen weiteren Wunsch: "Studierende, die an FH und Uni inskribiert sind, müssen doppelt zahlen. Das sehen wir nicht ein." Forderungen an Wissenschaftsminister Johannes Hahn, den Studienbeitrag in solchen Fällen nur einmal einzufordern, wies der laut Hense mit dem Argument zurück, dass es sich dabei ohnehin nur um nicht einmal hundert Studierende handle. Das dreht der Studierendenvertreter um: "Wenn die Studierenden nur einmal zahlen müssten, würden das Angebot ja viel mehr Leute annehmen." (Elisabeth Oberndorfer/derStandard.at, 8. September 2008)