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Unbestritten ob mit oder ohne HPV-Impfung: Jede Frau sollte einmal jährlich zur Gynäkologin/zum Gynäkologen gehen.

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Wien - Mitte 2009 könnte in Österreich eine lückenlosere Früherkennungsaktion gegen Gebärmutterhalskrebs starten. Bis dahin könnten die organisatorischen und qualitativen Voraussetzungen für ein organisiertes Programm zur Abstrichuntersuchung plus Einladung an jede Frau gegeben sein, kündigte Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien an.

"Obwohl die Zervix-Karzinom-Inzidenz (Häufigkeit pro 100.000 Frauen und Jahr, Anm.) in den vergangenen zehn Jahren um 35 und die Mortalität um 37 Prozent reduziert werden konnte, liegt dieser Krebs mit 3,3 Prozent noch immer an zehnter Stelle. Derzeit werden rund 500 Erkrankungen pro Jahr registriert, es kommt zu 150 bis 180 Todesfällen. Das kann zu fast 100 Prozent verhindert werden", sagte die Ministerin.

Grundvoraussetzung ist die regelmäßige Abstrichuntersuchung der Frauen. Und gerade hier gibt es in Österreich Lücken: Nur etwa 50 Prozent der Österreicherinnen lassen diese Untersuchung vornehmen, weil eben nur jemand getestet wird, der auch zur/m GynäkologIn geht. Durch ein Einladungssystem - das zeigt das Beispiel von Großbritannien - könnte aber der Prozentsatz bei der Beteiligung auf 80 bis 85 Prozent gesteigert werden. Dies könnte im kommenden Jahr in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger gestartet werden.

Fehlerquote bei der Abstrichuntersuchung

Mittlerweile haben die beteiligen ÄrztInnengruppen - die GynäkologInnen und die PathologInnen mit zytologischen Labors - gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Leitlinien für die Abnahme und die weitere Begutachtung der Proben erstellt. Eine Untersuchung hat eine Treffsicherheit von 60 Prozent, bei drei steigt sie auf 90 und mehr Prozent. Die Fehlerquote spielt sich zu zwei Drittel bei der Gynäkologin (Abnahme des Abstrichs) und zu einem Drittel im Labor ab.

Otto Braun, Fachgruppenobmann der österreichischen PathologInnen, schätzt die Qualität der Untersuchungen in Österreich als "recht gut" ein. Gemäß den internationalen Kriterien würden 13,4 Prozent der Proben vom Facharzt/von der Fachärztin nachuntersucht. Mit 2,06 Prozent an verdächtigen Befunden liege man ebenfalls im üblichen Bereich.

Gebärmutterhalskrebs ist im Frühstadium bzw. in den Vorstadien zu praktisch 100 Prozent per Chirurgie heilbar, betonte Georg Braune, Fachgruppenvertreter der GynäkologInnen. In Österreich werden pro Jahr rund 5.000 Frauen deshalb behandelt. Allerdings könnten rund 70 Prozent der verdächtigen Gewebeveränderungen und 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs durch die HPV-Impfung verhindert werden, so Braune.

Zu einer flächendeckenden Einführung - sie müsste vor allem Mädchen vor ersten sexuellen Kontakten betreffen - äußerte er sich allerdings vorsichtig: "Ich stelle die Impfung nicht in Frage, aber halte sie für überteuert." Zudem seien noch Fragen der Wirkungsdauer und anderen Faktoren offen.

Ministerin Kdolsky betonte, dass es einen Unterschied mache, ob eine Impfung zugelassen sei oder ob man sie flächendeckend einführe. Gerade hier wäre laut SozialversicherungsexpertInnen bei Übernahme in das Kinder-Impfprogramm ein Preis von 80 bis 90 Euro pro Teilimpfung zu erzielen gewesen.

Unbestritten ob mit oder ohne HPV-Impfung: Jede Frau sollte einmal jährlich zur Gynäkologin/zum Gynäkologen gehen. Die Immunisierung gegen HPV würde sich erst nach etlichen Jahren epidemiologisch auswirken. Dann würde aber - so ExpertInnen - auch viele der verdächtigen Abstrichbefunde wegfallen. (APA)