Wenn die Zyprer Tavla spielen, die lokale Variante von Backgammon, sitzen sie stundenlang gegenüber. Im Norden wie im Süden. Auch bei den Gesprächen, die zur Wiedervereinigung der Insel führen sollen, geht es darum, sich alle Zeit zu nehmen, bis die Hindernisse ausgeräumt sind. Der grundsätzliche Wille, das Spiel fair zu beenden, besteht ohnehin. Der griechisch-zyprische Präsident Dimtitris Christofias und der türkisch- zyprische Volksgruppenführer Mehmet Ali Talat wollen sich einmal in der Woche in der UN-Pufferzone treffen.

Ziel ist es, einen gemeinsamen Bundesstaat zu errichten mit einer zentralen Regierung, die für die Außenpolitik zuständig sein soll. Die Steine, die dafür aus dem Weg zu räumen sind, sind seit dem letzten Wiedervereinigungsversuch im Jahr 2004 dieselben geblieben. Nur der Spielverhinderer, der nationalistische Tassos Papadoupoulus ist nicht mehr Präsident im Süden, und die Mehrheit der griechisch-zyprischen Parlamentarier will erstmals die Einigung.

Ein griechischer Tavla-Stein, der noch länger am Spielbrett liegen wird, ist die Frage, was mit den türkischen Siedlern, die teils schon seit Jahrzehnten im Norden leben, passieren soll. Die griechischen Zyprer verlangen, dass sie zurück in die Türkei gehen. Für die Türken ist der Armee-Abzug aus dem Norden heikel. Premier Tayyip Erdogan will die Wiedervereinigung, hemmt doch die Zypern-Frage die EU-Beitrittsverhandlungen. Doch Teile der Armee wollen nicht nur den EU-Beitritt torpedieren, sie wollen schon gar nicht, dass Erdogan mit der Zypern-Wiedervereinigung einen weiteren politischen Erfolg erzielt. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.9.2008)