Wien - Rund drei Wochen nach Amtsantritt wird das neue Direktorium der Nationalbank (OeNB) unter Gouverneur Ewald Nowotny (SPÖ) seine erste Personalentscheidung treffen. Mit Argusaugen beobachtet man denn in der Notenbank diePostenvergabe - es geht immerhin um eine Schlüsselstelle. Gesucht wird ein neuer Chef für die Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung; ExChef, Andreas Ittner (ÖVP),ist ja ins Direktorium aufgerückt.

Erstmals in derOeNB-Geschichte (gegründet 1816) wurde, wie berichtet, ein Job der zweitenFührungsebene öffentlich ausgeschrieben; laut Nowotny wird das künftig immer so sein, gleichsam um frische Blutzufuhr in dieOeNBzumindest zu ermöglichen.

Am liebsten dürfte der Gouverneur den Beweis dafür gleich jetzt antreten, ist nun zu hören: Nowotny präferiere einen externen Bewerber für den Spitzenjob.

Beworben haben sich 18 Interessenten; auf dievonPersonalberater EgonZehnder erstellte Shortlist sind sechs gekommen - und zwar drei interne und drei externe Bewerber. Die drei aus dem Haus: Ronald Laszlo (Abteilungsleiter Bankenrevision; gilt als SPÖ-affin), Johannes Turner (Abteilungsleiter Bankenanalyse;gilt als ÖVP-affin) und Michael Würz (Abteilungsleiter Finanzmarktanalyse; hat einst im FreiheitlichenParlamentsklub für Norbert Gugerbauer gearbeitet). Die Hearings finden am 22. September statt, am 25. passiert die Personalie denGeneralrat.

Von außen auf die Shortlist geschafft haben es auch drei Männer (eine anerkannte Bewerberin ist schon im Vorfeld am Njet von VP-nahen Entscheidungsträgern gestolpert): einer aus dem Raiffeisen-Sektor und zwei, die besonders genau wissen, was Bankenaufseher tun, allerdings von der anderen Seite aus betrachtet.

Es geht um Bawag-Bereichsleiter (Operation Center Kommerzkunden) Christian Führer und den ehemaligen Bawag-Treasury-Chef Philip Reading. Er hat sich per August von der Bawag verabschiedet, sein vom Vorstand gegebenes Abschiedsfest am 7. Juli war jedenfalls eine Premiere:Es fand auf der Dachterrasse der Bawag-Zentrale statt, die früher fürMitarbeiter gesperrt war:Von dort aus sieht man auf Nachbar Helmut Elsners Terrasse. Die Aussicht Readings bleibt jedenfalls gut: Ex-Bawag-Chef Nowotny soll sehr große Stücke auf den 51-Jährigen halten.

Die OeNB-Mitarbeiter, so ist zu hören, würden einen Externen mit enden wollender Begeisterung begrüßen, "die externe Bawag-Lösung" sei "nicht sehr beliebt" . Möglicherweise wird aber bald der nächste Top-Job ausgeschrieben; man überlegt eine neue Hauptabteilung (Finanzmarktanalyse) zu schaffen. Da könnte dann ein interner Kandidat das Rennen machen. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.9.2008)