Grafik: Standard

Die Bank Austria trennt sich von Nicht-Bank-Geschäften. Die von ihr gegründete B&C Stiftung will der Bank die Genussrechte abkaufen. Fest steht: Einen Abverkauf von wertvollen Industriebeteiligungen wird es nicht geben.

*****

Wien - Geht alles nach Plan, so wird die von der Bank Austria (BA) gegründete B&C Industriestiftung relativ rasch die Genussrechte aus den Beteiligungen von der Bank Austria erwerben. Allerdings nicht zum Preis, zu dem sie die BA in den Büchern hat (1,1 Mrd. Euro). Der Kaufpreis wird wohl "mehrere 100 Millionen Euro ausmachen, aber keine Milliarde", sagten Eingeweihte dem StTANDARD. Ausgeschlossen wird jedenfalls, dass es danach zu einem oft kolportieren Verkauf wesentlicher Beteiligungen (Lenzing, Porr, Semperit) kommen wird.

Das sei laut Satzung nicht erlaubt und auch mit dem Stiftungszweck, der Förderung österreichischer Unternehmen, nicht vereinbar. Ziel sei es vielmehr, die aktuell 89 vollkonsolidierten Beteiligungen (mit 13.680 Mitarbeitern) weiterzuentwickeln. Nicht ausgeschlossen wird intern ein Börsengang, wie er bereits vor Jahren angedacht war.

Die operative B&C Holding hat im Vorjahr ihr bestes Ergebnis seit Bestehen erzielt. Der Jahresüberschuss nach Steuern lag bei 144,6 Mio. Euro. An Eigenkapital stehen 1,67 Mrd. Euro zur Verfügung, die Eigenkapitalquote beträgt stolze 67 Prozent. Derzeit muss die B&C Holding 95 Prozent des Jahresgewinns in Form von Genussrechten an die Bank Austria (als Begünstigte der Stiftung) überweisen. Im Vorjahr waren das knapp 41 Mio. Euro. Den Rest vom Bilanzgewinn (in Summe 43 Mio. Euro) bekommt die Stiftung. Aus den Gewinnen der Vorjahre, die jeweils zwischen 40 und 45 Mio. Euro lagen, errechnet sich auch der Preis der Genussrechte.

Die BA hat in der B&C Stiftung kein Stimmrecht, ist aber über die Genussrechte (sind de facto stimmrechtslose Vorzugsaktien) am laufendem Gewinn der Holding und ihrer Beteiligungen beteiligt.
Hintergrund für den Kauf der Genussrechte ist, dass die UniCredit als Eigentümerin der BA nur noch Beteiligungen, die zum Kerngeschäft gehören, halten will. Mit der Industrie- oder der (derzeit nicht verkaufbaren) Immobilienstiftung können hohe Einmalerträge lukriert werden.

Die Industriebeteiligungen der BA stammen zum Teil noch aus der Fusion mit der Länderbank und später aus jener mit der Creditanstalt. Der langjährige BA-Chef Gerhard Randa hat vor der Fusion mit der HypoVereinsbank die Industriebeteiligungen (wie auch große Immobilienpakte) in jeweils eine Stiftung ausgelagert und sie so dem Zugriff der Bank entzogen.

Die Stiftungen sind überaus kompliziert konstruiert. Die Stiftungsvorstände sind bis zu ihrem 70. Lebensjahr bestellt, und sie dürfen sich außerdem ihre Nachfolger selbst aussuchen. Im Vorstand der Industriestiftung sitzen, neben BA-CA-Chef Erich Hampel, Werner Floquet und Wolfgang Hofer. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.9.2008)