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Die "Erfahrung, dass Feuer verbrennt, wird außer Kraft gesetzt".

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Wer zeigt beim Floßbau den anderen, wo es lang geht?

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Klettern und Abseilen als Frage des Vertrauens.

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Gemeinsames Rafting soll zusammenschweißen.

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Im Kollektiv mit Pfeil und Bogen durch den Wald jagen, gemeinsames Kühe melken oder doch das Absolvieren eines Parcours mit Schlittenhunden? Wer außerhalb von heimischen Gefilden auf Firmenkosten seinem Abenteuergeist frönen will, der kann sich auf eine Expedition in die Antarktis begeben, im "Wilden Westen" Cowboy und Indianer spielen oder mit dem Cross Kart durch die Sahara düsen. "Alternatives" Teambuilding und spezielle Trainingsprogramme für Führungskräfte stehen momentan in der Business-Welt hoch im Kurs. Dabei sollen Qualifikationen wie richtiges Reagieren in Extremsituationen, Konfliktmanagement, Teamarbeit und Mitarbeiterführung vermittelt werden.

Feuerlauf um 70 Euro

Der Kreativität sowie auch den Kosten sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ein fünftägiges Manager-Training im australischen Outback ist 4.500 Euro wert. Billiger geht es da schon in der Steiermark zu. Zusätzliche Soft Skills gibt es etwa beim Laufen über glühende Kohlen. Drei Stunden und 70 Euro pro Person müssen investiert werden. Die steirische "Full-Service-Eventagentur" verspricht mit Hilfe eines Mentaltrainers, "unmöglich Erscheinendes möglich zu machen". Wer den Feuerlauf ohne gröbere Blessuren meistert, der wird sich auch auf beruflicher Ebene nicht die Finger verbrennen, garantiert das Unternehmen, das auch noch einen Scherbenlauf oder Eisenstangenbiegen offeriert.

Lerntransfer in die Arbeitspraxis

"Es kommt drauf an", sagt Trainerin Sabine Prohaska zum möglichen Nutzen von solchen Outdoor-Trainings. "Das Wichtigste ist danach der Lerntransfer in die Arbeitspraxis", meint die Chefin von Seminar Consult, die seit 1990 im Traingsbereich tätig ist. "Wenn es gut aufgearbeitet wird, dann bringt es auf jeden Fall was", konstatiert sie im Gespräch mit derStandard.at. Ein absolutes Muss sei jedenfalls die Reflexion auf der Metaebene. Diese müsse von einem Profi durchgeführt werden, denn: "Die Teilnehmer können es nicht alleine."

Arbeitswelt im Kleinformat

Bei solchen Übungen wird ein Mikrokosmos der Arbeitswelt konstruiert. Die Mitwirkenden werden mit Deadlines und beschränkten Ressourcen konfrontiert oder können nur im Kollektiv reüssieren. Situationen, die im Berufsleben sehr oft vorkommen. Floßbau wird zum Beispiel als probates Mittel verkauft, um den betrieblichen Teamgeist zu stärken und die Firmenstrategie zu konkretisieren. Trainerin Prohaska identifiziert dabei etwa Parallelen zu Projektarbeit: "Wer übernimmt die Führung, wer arbeitet lieber zu." Individuelle Kompetenzen könnten sich bei diesen Trainings sehr gut herauskristallisieren. Wenn die jeweiligen Stärken in das berufliche Umfeld transferiert werden, resultiere dies im Idealfall in der Optimierung von Arbeitsprozessen.

Bei Programmen für Adrenalinjunkies, wo das "Abenteuer" und "Mutproben" im Vordergrund stehen, gehe es darum, die "eigenen Grenzen zu überwinden". Auf diese Weise werde aufgezeigt, dass "ich auch Dinge schaffe, wo ich geglaubt habe, dass ich sie nie schaffen werde", so Prohaska. Im Zuge des anschließenden Resümierens müssten sich die Teilnehmer vor Augen führen, wie sie in welchen Situationen reagiert haben, um ans Ziel zu gelangen. Davon könnten Mitarbeiter schließlich im Job profitieren, wenn etwa hohe Hürden zu meistern seien.

Training mit Tieren

Im Bereich Coaching für Führungskräfte gibt es momentan einen klaren Trend zum Animalischen. Wer mit hochsensiblen Tieren wie Pferden, Lamas, Hunden oder Wölfen zurechtkommt, der schafft das auch mit schwierigen Mitarbeitern, garantieren diverse Anbieter. Die Vierbeiner fungieren bei der Bewertung des Führungsstils als Art "Tabula rasa" oder unabhängige Instanz. Der Manager generiert unmittelbares Feedback, ob seine Anweisungen ankommen oder auf taube Ohren stoßen, heißt es.

Der Sinn oder Unsinn von alternativen Trainings steht und fällt mit der Aufarbeitung des Erlebten. "Wenn nicht ausreichend reflektiert wird, kann man gleich einen Betriebsausflug machen", so Prohaska, die genügend unseriöse Anbieter in diesem Metier ortet. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, könne man sich vorab über die Qualifikationen des Kursleiters erkundigen. Bei vielen liege der Fokus nämlich rein im sportlichen Bereich, ohne jemals eine Coaching-Ausbildung absolviert zu haben.

"Soziale Kooperationen" in anderem Umfeld

"Wir kreieren im Outdoor-Bereich ähnliche Situationen wie im Berufsleben", sagt Klaus Hausl, Chef der Linzer Eventfirma "Freelife", die er 1988 gegründet hat. "Zuerst schauen wir, was das Thema ist und entsprechend den Anforderungen erstellen wir dann ein Programm", beschreibt er das Prozedere. "Soziale Kooperationen" würden auf ein anderes Umfeld adaptiert. Das andere Umfeld heißt dann Rafting, Kajak, Abseilen oder eine Höhlentour.

Als Beispiel für eine berufliche Situation, die auf einer "Metaebene" reflektiert werden kann, erläutert Hausl ein "Spannungsverhältnis" in einer Firma. Etwa zwischen Innen- und Außendiestmitarbeiter: "Es kommt oft vor, dass der Außendienst mit den Kunden Vereinbarungen trifft und ihnen dabei das Blaue vom Himmel verspricht. Der Innendienst kann dies aber nur schwer oder gar nicht umsetzen."

Anspruch und Wirklichkeit

Parallelen könne man hier bei einer Boots- oder einer Bergtour herausarbeiten: "Ein Team stellt die Ansprüche, gibt das Ziel vor. Das andere Team ist dann für die Umsetzung zuständig." So könnten potenzielle "Reibungspunkte" konstruiert werden. Diese Diskrepanz zwischen Ansprüchen und Umsetzungsvermögen müsse man dann bei der Reflexion auf den beruflichen Alltag umlegen. Alleine das Hineinversetzen in die Lage der anderen könne schon einen Umdenkprozess initiieren, ist Hausl überzeugt.

Inflationäres "Teambuilding"

Neben Sport, Abenteuer und Tieren als Vehikel für Weiterbildung gibt es "Teambuilding" mittlerweile sogar in der Abteilung Krimi. "Incentives für alle Sinne" garantiert hier eine deutsche Agentur, die sich auf die Konzeption von "Krimi- und Mystery-Events" spezialisiert hat. Bei einem "mörderischen Wochenende voller Nervenkitzel" sind die Teilnehmer als Detektive mit der Aufklärung von "Mordfällen" beschäftigt. Der Sinn der Übung? Spiel, Spaß und nebenbei wird noch der betriebliche Teamgeist forciert, verspricht der Anbieter. (om, derStandard.at, 14.9.2008)