Die Gebäude der „St.Gilgen International School" sollen Offenheit und Transparenz vermitteln. Transparent ist auch die Höhe des Schulgelds: 24.000 Euro für Tages- und 37.500 für Internatsschüler.

Foto: derStandard.at/pehrsdorfer

Der Wiener Architekt Alexander Eduard Serda erfüllt sich mit der Schulgründung einen lang gehegten Traum.

Foto: derStandard.at/pehrsdorfer

Die fünf neuen Klassengebäude der Schule, je eines für Kunst, Gesellschaftswissenschaften, Sprachen, Naturwissenschaften und Mathematik, prägen das Ortsbild mit.

Foto: derStandard.at/pehrsdorfer

St. Gilgen - Feldmesse, Schuhplatteln, Volkstanz und Freibier: Die „St. Gilgen International School" gibt sich zur Eröffnung viel Mühe, ihre Verbundenheit zum Ort zu demonstrieren. Der Gründer und Bauherr der Schule, der Wiener Architekt Alexander Eduard Serda, hat sich im Zentrum des „Mozartdorfs" am Wolfgangsee einen Kindheitstraum erfüllt. Er selbst hatte seine Kindheit in St. Gilgen verbracht und später eine internationale Schule in den USA besucht. Das Schulprojekt „kann vielleicht etwas zurückgeben, was man bekommen hat", sagt Serda im Gespräch mit derStandard.at.

"Natürlich ist das Schulgeld hoch"

36 Kinder aus 15 Nationen haben am Montag ihr erstes Schuljahr in St. Gilgen begonnen. Ihre Eltern zahlen regulär 24.000 Euro Schulgeld im Jahr, für Internatsschüler sogar 37.500 Euro. „Natürlich ist das Schulgeld hoch", sagt Serda, „aber nicht verglichen mit der internationalen Welt. Und nicht, wenn Sie sehen, dass wir hier Klassen mit sieben, acht Kindern haben." 80 Prozent der Einnahmen würden in die Lehrergehälter fließen, sagt der Schulgründer.

Stipendien für Begabte

Das Salzkammergut als Kaderschmiede der Superreichen? „Eine Schule für Milliardärskinder sind wir auf keinen Fall", sagt Serda. „Wir haben im ersten Jahr fast 20 Prozent Stipendien vergeben, und es gibt auch Eltern, die einfach bereit sind, woanders finanziell zurückzustecken und dafür ihren Kindern eine Ausbildung zukommen zu lassen."

Die Schüler selbst sollen von dieser Durchmischung nichts mitbekommen: „Wer ein Stipendium hat und wer nicht, weiß eigentlich nur die Schulleitung. Auch aus diesem Grund haben wir eine Schuluniform." Langfristig soll Serdas Privatstiftung als Träger der Schule für zehn Prozent der Schüler die Kosten übernehmen.

Im Endausbau 350 Schüler

Unterrichtssprache in St. Gilgen ist Englisch, der Lehrplan hält sich an die Vorgaben der „International Baccalaureate Organization", eines Zusammenschlusses von 2400 Schulen in über 120 Ländern. Die Schule dauert auch für Tagesschüler bis 16 Uhr, an den Wochenenden werden Freizeitaktivitäten für Tages- und Internatsschüler angeboten. Im ersten Jahr reicht das Angebot von der sechsten bis zur neunten Schulstufe (zweite bis fünfte Klasse Gymnasium), ab dem vierten Jahr sollen alle acht Gymnasiumsklassen angeboten werden. Im Endausbau sind bis zu 350 Schüler vorgesehen.

Konflikt um Grundstück

Serdas Projekt wurde von den St. Gilgner Gemeindepolitikern massiv unterstützt; dennoch sorgte die Schule in den letzten Jahren auch für Konflikte. Eine Bürgerinitiative stieß sich daran, dass die Gemeinde das Baurecht am Schulgrundstück, das sie vor elf Jahren um 15 Millionen Schilling gekauft hatte, an Serda für einen Euro auf 99 Jahre zur Verfügung gestellt hat. Und das ohne eine „für Außenstehende nachvollziehbare Finanzplanung", sagt einer der damaligen Kritiker, der Rechtsanwalt Armin Dallmann.

Belebung für „tote Saison" erwartet

Dallmanns Schwager Franz Mayerhofer wiederum war als Obmann des örtlichen Tourismusverbands einer der glühendsten Befürworter: Die Schule biete die Möglichkeit, im klassischen Sommertourismusort St. Gilgen „über die tote Saison zu kommen". Erfahrungen aus internationalen Schulen etwa in der Schweiz hätten ergeben, dass Eltern ihre Kinder oft zwei Wochen und länger besuchen würden, argumentiert Mayerhofer.

Schule und Ort aneinander „gewöhnen"

Dass die St. Gilgner die neue Eliteschule akzeptieren, ist für Serda „ein ganz wichtiger Punkt": „Die Schule muss ein Bestandteil des Ortes werden. Deswegen haben wir im ersten Jahr nur 36 Schüler. Das Endausbaustadium werden wir erst in fünf, sechs Jahren erreicht haben. So hat die Schule Zeit, sich an den Ort zu gewöhnen, und der Ort, sich an die Schule zu gewöhnen."

St. Gilgen als „learning community"

Als Schulleiter hat Serda schon vor vier Jahren den ehemaligen Direktor der Vienna International School Walther Hetzer eingesetzt. Hetzer war schon einmal am Aufbau einer völlig neuen internationalen Schule beteiligt, nämlich in Duino bei Triest. Das Besondere an St. Gilgen sei seine Lage am See und mitten im Ortszentrum, sagt Hetzer. Das ganze Dorf könne zu einer „learning community" werden. Die Schule wird den Ort auch schon allein dadurch prägen, dass Schüler und Lehrer in revitalisierten ehemaligen Gasthäusern und Hotels im Ortszentrum wohnen werden.

Motivation als Kriterium

Wichtigstes Kriterium, um in die Schule aufgenommen zu werden, sei neben den Noten vor allem die Motivation der Schüler, erläutert Serda: „Wir nehmen nur Kinder auf, die kommen wollen. Von sich aus. Es gibt also ein Student Statement, in dem das Kind in seinen eigenen Worten auf Englisch erklären muss, warum es kommen will. Ein Internat kann nicht klappen, wenn die Kinder nicht auf freiwilliger Basis kommen." Um eine bessere Durchmischung zu erreichen, sei der Anteil von Kindern aus demselben Herkunftsland auf maximal zehn Prozent beschränkt.

Maximal 100 Euro Taschengeld

Für die Schüler gelten am St. Gilgner Campus strenge Verhaltensregeln. Außerdem ist ihr Taschengeld auf maximal 100 Euro im Monat beschränkt, sagt Serda: „Das ist hier keine Schule mit verzogenen Fratzen und verwöhnten Milliardärskindern. Man erkauft sich hier nicht die Schulbildung mit Geld. Wir könnten diese Schule im ersten Jahr mit 300 Schülern füllen, wenn wir wollten. Aber genau das ist nicht unsere Idee."

Ein wichtiger Punkt des Lehrplans einer internationalen Schule sei es, soziale Kompetenz zu erwerben, sagt Serda: „Das kann Dienst im Altersheim sein, bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Maltesern oder der Bergrettung." Auch die Internationalität trage das Ihre dazu bei: „Wenn Ihr Nachbar links aus Irland kommt und Ihre Nachbarin rechts aus Korea und vor Ihnen ein Schüler aus Dubai und hinter Ihnen aus Texas - leichter können Sie's gar nicht lernen." (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 2. September 2008)