Elke Schüttelkopf ist Spezialistin für produktive Fehlerkultur.

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"Falsch! Nicht genügend! Setzen!" Von Kindesbeinen an lernen wir, dass Fehler schlecht sind, dass Fehler schlechte Noten verursachen und der Schulkarriere ein jähes Ende setzen können. Doch so eindeutig ist es nicht. Speziell im Berufsleben lohnt es sich, Fehler nicht per se als unerwünschte Ereignisse oder Ergebnisse zu definieren. Denn wer Fehler nur als Makel betrachtet, irrt und übersieht die Produktivkraft von Fehlern.

Nicht alle Fehlerfolgen sind negativ. Fehler sind eine Quelle für neue Erfahrungen und Begleiter auf dem Weg zu Innovation und Entwicklung. Jede neue Operationsmethode und jedes neue Produkt kann sich als Fehler erweisen - oder eben als der große Durchbruch! Für kreative Fehler braucht es Fehlerfreundlichkeit und den Mut zum Scheitern.

Fehlerkompetenz heißt Chancen erkennen. Viele Fehler mit hohem Fehlernutzen (unter Sicherheitsvorkehrungen) eingehen, systematisch den Fehlernutzen abschöpfen, jedoch Fehler ohne produktives Potenzial unterlassen.

Nicht jedes Scheitern ist auch ein Fehlschlag. Fehlerergebnisse können intendiert sein, um alte Annahmen zu überprüfen und neue Erkenntnisse zu generieren. Die Wirkungsweise eines Medikaments oder das Kaufverhalten von Kunden zu testen erweist sich als intelligente Fehlerstrategie, auch wenn das Ergebnis des Versuchs negativ ausfällt - im Gegensatz zum planlosen Herumhantieren oder gedankenlosen Wiederholen von Fehlern. Gute Fehler basieren auf einem hohen Maß an Aufmerksamkeit, Verständnis und Wissen.

Fehlerkompetenz heißt, viele kluge Fehler zu machen. Trial and Error sowie Falsifikation gezielt einsetzen, aus Fehlern lernen und neue Erkenntnisse gewinnen, jedoch gedankenlose Fehler vermeiden.

Der souveräne Umgang mit Fehlern liegt in der Fähigkeit, Fehler differenziert wahrzunehmen. (Elke Schüttelkopf/DER STANDARD; Printausgabe, 30./31.8.2008)