Serienformate im Internet, sogenannte "Webisodes", locken in den USA bereits ein Millionenpublikum vor den Computerbildschirm. Die aufgrund ihrer Inhalte oft mit Soap-Operas im Fernsehen verglichenen Serien erzählen eine Geschichte über mehrere Folgen hinweg. Im Unterschied zum TV-Pendant fallen sie aber mit vier bis sechs Minuten Dauer in der Regel wesentlich kürzer aus. Wie die New York Times berichtet, ist das Potenzial der Web-Serien mittlerweile auch von den großen Hollywoodstudios erkannt worden. Diese würden zur Zeit verstärkt versuchen, das neue Format zur Steigerung der eigenen Reichweite einzusetzen, um somit auch dem Umsatzrückgang im TV-Bereich entgegen zu wirken. Bislang habe es aber noch keine der Internetproduktionen geschafft, ein profitables Einspielergebnis zu erzielen. Um Webisodes endgültig als neues alternatives Serienformat etablieren zu können, müssten sich die Studios zunächst allerdings auf ein brauchbares Geschäftsmodell und einheitliche Standards einigen, heißt es in dem Bericht.

"Es gab noch nie einen einfacheren Weg, um ein Publikum mit Inhalten zu beliefern"

Webisodes haben für die Studios den großen Vorteil, dass ihre Herstellungskosten im Vergleich zu traditionellen Produktionen viel geringer ausfallen und dass sie sich über die entsprechenden Kanäle im Internet ohne großen Aufwand innerhalb kürzester Zeit millionenfach verbreiten. "Es gab noch nie einen einfacheren Weg, um ein Publikum mit Inhalten zu beliefern", erklärt Brent Weinstein, Geschäftsführer der digitalen Produktionsfirma 60Frames, gegenüber der New York Times. "Zur Zeit sind alle damit beschäftigt, eine Möglichkeit zu finden, wie man diese hinzugewonnene Reichweite in finanziellen Gewinn ummünzen kann", ergänzt Weinstein. Kommerzielle Webisodes hätten sich bislang größtenteils über Werbung finanziert, die entweder vor, während oder nach der Wiedergabe der Sendungen eingeblendet worden ist. "Am erfolgreichsten waren bisher immer solche Shows, die eine bestimme Nischenzielgruppe ansprechen", stellt Weinstein fest. Um das Potenzial des Formats in Zukunft besser ausschöpfen zu können, müsse die Branche aber ein Geschäftsmodell entwickeln, das auch für den breiten Massenmarkt funktioniert.

"Dr. Horrible's Sing-Along Blog"

Größere Beachtung fanden Webisodes zum ersten Mal während des Streiks der Hollywood-Drehbuchautoren im Herbst und Winter des vergangenen Jahres. Viele Autoren und Produzenten hatten als Konsequenz der Streitereien mit den Studios beschlossen, sich kurzerhand selbständig zu machen und waren dazu oft auf das Medium Internet ausgewichen, um eigene kleine Produktionen einem breiten Publikum präsentieren zu können. Eine der bekanntesten Webserien, die aus dieser Zeit hervorging, war "Dr. Horrible's Sing-Along Blog". Die von Joss Whedon, dem Autor von "Buffy die Vampirjägerin" entwickelte Serie stieg bereits innerhalb kürzester Zeit nach ihrem Erscheinen im Internet zur Nummer eins der beliebtesten Serien bei iTunes auf. "Mir ging es dabei vor allem darum, spontan und kostengünstig ein spannendes und halbwegs professionelles Stück Unterhaltung speziell für das Internetpublikum zu produzieren. Ich wollte der Welt zeigen, wie viel man mit sehr wenig erreichen kann und sie somit auf einen neuen Weg der Serienproduktion aufmerksam machen", fasst Whedon gegenüber der New York Times zusammen. (pte)