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Auf jeden Fall ist der Schädel echt - viele der darüber hinaus gehenden Angaben sind im Fluss.

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Paris - Menschenaffe? Hominide? Gar Vorfahr des heutigen Menschen? Der "alte Mann aus dem Tschad", später "Toumai" benannt und mit der Bezeichnung Sahelanthropus tchadensis als bis dahin unbekannte Art klassifiziert, hatte bei seiner Entdeckung im Jahr 2001 für Aufsehen und bis heute anhaltende Diskussionen gesorgt. Der Geograph Alain Beauvilain war im Juli 2001 einer der Leiter einer Expedition, die einen Schädel, einige Zähne und Überreste eines Kiefers im heißen Sand der Dschurab-Wüste im Tschad fand. Das Alter des Fundes wurde auf sieben Millionen Jahre berechnet - damit hätte die Vorgeschichte des Homo sapiens etwa drei Millionen Jahre früher als bisher angenommen begonnen. Vorausgesetzt natürlich, die Linie des Sahelanthropus führte weiter bis zu uns - und nicht beispielsweise zu Schimpansen oder Gorillas, wie andere Forscher vermuteten.

Die anatomischen Merkmale des "Toumai"-Schädels wurden in beide Richtungen interpretiert. Doch nun kommen Argumente gegen die bisherige Einstufung "Toumais" von ganz anderer Seite: nämlich von der zeitlichen Einordnung des Funds. Der Entdecker selbst,  Alain Beauvilain, zweifelt in der neuen Ausgabe des "South African Journal of Science" die Methode an, mit der "Toumais" Alter auf sieben Millionen Jahre geschätzt wurde. Diese habe der französische Paläontologe Michel Brunet auf Grund einer Isotopenanalyse des umgebenden Erdreichs abgegeben. "Damit wäre es tatsächlich möglich, auf das Alter des Schädels zu folgern, wenn er in den Sedimenten eingebettet gewesen wäre", sagte Beauvilain. "Das war aber nicht der Fall."

Der Paläontologe Brunet vom Collège de France war bei der Entdeckung im Tschad selbst nicht dabei gewesen, hatte den Fund aber international bekanntgemacht. Er behaupte, das Fossil sei bei seiner Entdeckung im Erdreich eingebettet gewesen, sagte Beauvilain. Dies sei aber falsch. Er habe Toumai vor sieben Jahren im losen Sand entdeckt. Der Wind habe den Sand "ohne Unterlass verwehen können", sagte Beauvilain. Die zur Altersbestimmung genutzten Proben könnten also von einem ganz anderen Ort stammen. Eine eigene Schätzung des Alters von Toumai gab Beauvilain nicht ab. Es gehe ihm nur um das wissenschaftliche Prinzip, sagte er. "Man muss die Dinge so erzählen, wie sie passiert sind." (APA/red)