Wien - Sonja Wehsely, Rudolf Schicker, Ulli Sima, Andreas Mailath-Pokorny, Sandra Frauenberger - fünf der acht Wiener SPÖ-Stadträte kandidieren für den Nationalrat. Allerdings auf den Listenplätzen 14 bis 18 - von dort aus liegt der Einzug ins Parlament in weiter Ferne. Vom gut gepolsterten Stadtrat-Sessel aus wirkt die Nationalratsbank wohl auch mäßig anziehend.
Die Bundes-Wahl könnte sich dennoch personell auf die Wiener Politik auswirken. Vor allem dann, wenn es die SPÖ wieder in eine Regierung schafft. Kanzlerkandidat und Ex-Wohnbaustadtrat Werner Faymann könnte sich in diesem Fall Unterstützung aus Wien holen. Gut kann Faymann zum Beispiel mit der Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima. In Wien ist es um Michael Häupls einstige Nachwuchshoffnung ruhig geworden. Sie wurde in den letzten Monaten parteiintern in den Hintergrund gedrängt.
In den Rathaus-Gängen wird schon seit längerem gemunkelt, Bürgermeister Häupl werde die nächstbeste Gelegenheit nutzen, um Sima aus der Stadtregierung wegzuloben. Große Stücke hält man in der Wiener SPÖ derzeit auf Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Was eher gegen deren Wechsel in die Bundespolitik spricht. Christian Oxonitsch, SPÖ-Klubobmann im Rathaus, will sich diesbezüglich auf keine Spekulationen einlassen. "Wir haben ein gutes Team und werden die Felle nicht verteilen, bevor der Bär erlegt ist."

Einen sicheren Platz im Nationalrat hat die schwarze nicht-amtsführende Stadträtin Katharina Cortolezis-Schlager. Sie ist auf der Wiener Landesliste der ÖVP auf Platz vier gereiht. Dass die Landes-VP-Bildungssprecherin ins Parlament wechseln wird, ist trotzdem fraglich - sie will sich erst darüber klar werden, wie sehr sie in Wien noch gebraucht wird. Dass die Wiener Parteikollegen Cortolezis-Schlager zum Bleiben überreden werden, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Die Unternehmensberaterin neigt zu Alleingängen und hält gern langatmige Vorträge zu Bildungs-Fachfragen - was sich nicht gerade förderlich auf ihren Ruf innerhalb der Partei auswirkt. Als mögliche Nachfolgerin von Cortolezis-Schlager werden Carina Felzmann von der Wirtschaftskammer, VP-Behindertensprecherin Karin Praniess-Kastner und die schwarze Gemeinderätin Monika Riha gehandelt. "Von solchen Spekulationen halte ich nichts", sagt VP-Klubobmann Matthias Tschirf, "aber es wird auf jeden Fall eine Frau."
Bei den Wiener Grünen wird wohl alles beim alten bleiben. Zwar hat sich eine ganze Reihe Gemeinderäte um einen Listenplatz beworben, auf einen fixen Platz hat es aber niemand geschafft. Die Klubdirektorin der Wiener Grünen, Daniela Musiol, ist auf der wackeligen Nummer fünf gelandet. (Martina Stemmer, DER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2008)