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Pilz will raus aus der Politik, wenn er nicht mindestens auf Platz vier der Bundesliste gereiht wird.

Foto: AP/Ronald Zak

Wien - Alexander Van der Bellen war vergangene Woche im Gefängnis. Der Grünen-Chef hat gemeinsam mit der Noch-Abgeordneten Brigid Weinzinger den inhaftierten Tierschützer Martin Balluch besucht. Ergebnis der Visite in der Untersuchungshaft: Balluch, Obmann des Vereins gegen Tierfabriken, wird bei den Grünen für die Nationalratswahlen antreten.

"Ich habe Balluch eingeladen, bei uns zu kandidieren", sagt Van der Bellen im Gespräch mit dem Standard. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass Balluch an sichtbarer Stelle antritt." Sichtbar heißt für Van der Bellen unter den ersten 15 auf der Bundesliste, das heißt aber noch nicht wählbar.
Van der Bellen schätzt an Balluch, dass dieser ein "unglaublicher präziser Denker, ein Intellektueller reinsten Wassers" sei. Dass der studierte Astrophysiker und Philosoph seit mehr als hundert Tagen in Haft sitzt und dass der Mafia-Paragraf gegen Tierschützer eingesetzt wird, ist für Van der Bellen "vollkommen jenseits des Zulässigen". Der Grünen-Chef ist 2005 auf Balluch aufmerksam geworden, als dessen Buch "Die Kontinuität von Bewusstsein. Das wissenschaftliche Argument für Tierrechte" erschien. "Noch bin ich kein Vegetarier", sagt Van der Bellen, "aber der Keim des Zweifels ist schon gesät."

Pilz droht mit Rückzug

Balluchs Kandidatur ist nur ein Signal, tatsächlich hat er keine Chance auf ein Mandat. Um eine solche Chance müssen sich aber auch drei Abgeordnete bemühen: Peter Pilz, Karl Öllinger und Bruno Rossmann rittern um nur zwei aussichtsreiche Plätze auf der Bundesliste. Pilz wird sich für den vierten Platz auf der Bundesliste bewerben. Und kündigt seinen Abgang aus der Politik an, sollte er von den Delegierten nicht auf Platz vier gewählt werden. Um ein Kampfmandat will er sich nicht bemühen.

Auf Platz eins der Liste kandidiert Van der Bellen, auf Platz zwei Eva Glawischnig. Für Platz drei wäre Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny vorgesehen, hier könnte es mit einer Quereinsteigerin aber noch eine Überraschung geben. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2008)