Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) begründete die Genossenschaft als unternehmerische Rechtsform.

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Genossenschaftsbegründer Schulze-Delitzsch: 200. Geburtstag

Geburtstag des Wegbereiters der Volksbanken jährt sich am 29. August zum 200. Mal

Wien - Am 29. August jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag von Hermann Schulze-Delitzsch. Auf sein Wirken und seine Ideen gehen viele Genossenschaftsbanken zurück, insbesondere auch die österreichischen Volksbanken.

Hermann Schulze-Delitzsch, eigentlich Franz Hermann Schulze, wurde am 29. August 1808 in Delitzsch geboren. Er studierte in Leipzig und Halle Jura. Er war Begründer des deutschen Genossenschaftswesens und deutscher Politiker. Er starb am 29. April 1883.

Zusammenschlüsse als Weg zum Erfolg

In den Jahren 1841 bis 1849 lernte Schulze-Delitzsch als Richter die Probleme kleiner Handwerksbetriebe kennen, die mit der Industrialisierung nicht mithalten konnten. 1846 wirkte er nach einer Missernte bei der Gründung eines Hilfskomitees zur Beschaffung von Getreide und zur Unterhaltung einer Mühle und einer Bäckerei mit. Dabei kam er zum Schluss, dass die Situation der Handwerker nur dadurch zu verbessern sei, dass es ihnen ermöglicht wird, durch genossenschaftliche Zusammenschlüsse zu der sich rasch entwickelnden Industrie aufzuschließen.

1849 gründete Schulze-Delitzsch die Schuhmachergenossenschaft in Delitzsch und begründete damit die Genossenschaft als unternehmerische Rechtsform. Es folgten Spar- und Konsumvereine, Vorschuss- und Kreditvereine (die heutigen Volksbanken) und die Gründung von Distributiv- und Produktionsgenossenschaften.

Selbsthilfe, Selbstorganisation

Das System der Genossenschaften beruhte auf der Solidarhaftung, dem Erwerb von Genossenschaftsanteilen, der Beschränkung aller Leistungen auf die Genossen und der Ablehnung direkter Unterstützung durch den Staat. Diese Idee von Selbsthilfe und Selbstverantwortung verteidigte er in Auseinandersetzungen mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Ferdinand Lassalle.

"Das Geschäftsmodell der Volksbanken ist in Zeiten der Globalisierung und der weltweiten Bankenkrise genauso aktuell wie zu Zeiten von Hermann Schulze-Delitzsch", so Hans Hofinger, Chef des Volksbanken-Verbandes, am Freitag in einer Presseaussendung. Das Gedankengut von Schulze-Delitzsch sei lebendig, heute wie damals stehen Volksbanken für Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstorganisation, so Hofinger. (APA)