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Der Mathematiker Rudolf Taschner wurde 2004 zum "Wissenschafter des Jahres" gekürt.

Foto: APA/Artinger

Rudolf Taschner, Mathematiker und Betreiber des "math.space", arbeitet "168 Stunden in der Woche". Der 55-jährige Universitätsprofessor wollte als Kind Schaffner werden: "Weit reisen können und dafür nur Löcher in Fahrkarten zwicken." Sein berufliches Credo laute "Liebe, und tu, was du willst", so Taschner im Karriere-Telegramm.

derStandard.at: Wie sieht der "typische" Arbeitstag von Rudolf Taschner aus?

Taschner: Gott sei Dank ist jeder Tag völlig neu.

derStandard.at: Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche?

Taschner: Lassen Sie mich rechnen: Die Woche besteht aus sieben Tagen und jeder Tag aus 24 Stunden: Also "arbeite" ich 7 mal 24, d.h 168 Stunden in der Woche. Dies deshalb, weil ich das Privileg besitze, dass ich, selbst wenn ich schlafe, glücklich bin, wenn ich mich meiner Arbeit widmen kann. Denn Arbeit ist mir nicht Last, sondern Muße.

derStandard.at: Wie entspannen Sie sich vom beruflichen Stress?

Taschner: Weil nur der liebe Gott meine Tätigkeiten überwacht und - hoffentlich barmherzig - beurteilt, bin ich ganz entspannt.

derStandard.at: Welches Rezept haben Sie, um Berufliches und Privates unter einen Hut zu bringen?

Taschner: Meine Frau und meine Kinder verstehen mich - dies ist ein großes Prvileg, das ich schamlos ausnütze.

derStandard.at: Welche Rolle spielen für Sie berufliche Netzwerke beim Erklimmen der Karriereleiter?

Taschner: Ich weiß nicht: bin ich Spinne oder Fliege in diesem Netz?

derStandard.at: Was war Ihr bis jetzt größter Karriereerfolg bzw. Karriereflop?

Taschner: Wer mag das beurteilen. Jedenfalls nicht ich.

derStandard.at: Wie lautet Ihre berufliche Devise?

Taschner: "ama, et fac quod vis" (stammt vom heiligen Augustinus, übersetzt: "Liebe, und tu, was du willst")

derStandard.at: Haben sie ein berufliches Vorbild?

Taschner: In der Wissenschaft: Edmund Hlawka, Johann Cigler und Roman Schnalbl (alle drei Mathematiker), Kurt Komarek (ein hinreißender Vortragender, Professor für Chemie). In der Vermittlung beim Versuch, die Welt zu verstehen: Heinz Haber (ein Astronom, Geophysiker und phantastischer Vortragender, der bei Walt Disney, dem Genie des Erzählens von Geschichten, sein Handwerk lernte)

derStandard.at: Wenn Ihnen ein Wunsch von Seiten der Politik erfüllt werden würde, welcher wäre das?

Taschner: "Geben Sie Gedankenfreiheit, Sir" - und jenen, die uns das Denken lehren, Sicherheit. Freiheit und Sicherheit ausgewogen zu garantieren, ist das Merkmal guter Politik.

derStandard.at: Sollten alle Gehälter in Österreich transparent gemacht werden?

Taschner: Bei Gott nein! Ich möchte mir die Freiheit bewahren, von meinem Gehalt nur denen zu berichten, denen ich dieses Wissen anvertrauen kann.

derStandard.at: Welchen Traumberuf hatten Sie in der "Sandkiste"? Was wollten Sie als Kind werden?

Taschner: Ich war als Kind nie in der Sandkiste - einfach weil mir der Sand zwischen den Zehen lästig war. Und als Kind wollte ich Schaffner im D-Zug werden: weit reisen können und dafür nur Löcher in Fahrkarten zwicken, dies schien mir erstrebenswert.

derStandard.at: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Taschner: Wenn Sie nach dem Ort fragen: in Wien, der Stadt, in der Mozart, Schubert und Johann Strauß lebten - was kann man sich Besseres wünschen? Wenn Sie nach meiner Karriere fragen: in Utopia - alles andere wäre zu bescheiden. (derStandard.at, 1.9.2008)