Moskau - Der Autoboom in Russland hat auch seine Kehrseite. Der US-amerikanische Autokonzern General Motors (GM) kämpft mit Lieferengpässen. "Der Markt wächst so schnell, dass die Produzenten Schwierigkeiten haben nachzukommen", sagte Jacek Gorski, Generaldirektor von GM GUS, "Wir haben ein Problem mit der Verfügbarkeit."

Dieses Problem betreffe auch die anderen internationalen Autokonzerne. "Wir haben alle für 2008 mit einem Gesamtmarkt von 2,8 Millionen und nicht 3,5 Millionen Fahrzeugen gerechnet" , sagt der Russland-Chef.

Das neue Zugpferd im russischen Markt soll der Mittelklassewagen Opel Insignia werden, der beim Moskauer Autosalon präsentiert wurde. Opel ist die GM-Marke, die sich in den ersten sieben Monaten diesen Jahres am besten entwickelt hat. Opel wird in Russland als trendiges Fahrzeug für junge Leute vermarktet. Bis Juli 2008 wurden 62.000 Opel verkauft - ein Plus von 89,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Schon 2007 betrug das Wachstum 95 Prozent.

Chevrolet Nummer eins

Mit der Marke Chevrolet hat sich GM zudem den ersten Platz unter den internationalen Automarken gesichert. In den ersten sieben Monaten wurden 144.500 Fahrzeuge verkauft, fast ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum.

Um den Engpässen Herr zu werden, eröffnet GM im November in der Nähe von St. Petersburg ein neues Werk. Dort sollen 100.000 Fahrzeuge vom Band rollen. Auch eine weitere Partnerschaft mit einem russischen Produzenten steht im Raum. Erst kürzlich gab der russische Wolga-Produzent GAZ, der zu Oleg Deripaskas Firmenimperium gehört, bekannt, dass er gemeinsam mit GM ein Jointventure im Wert von einer Milliarde Dollar (680 Mio. Euro) gründen werde. Ziel sei es, 300.000 Autos pro Jahr in Russland zu produzieren.

Chris Gubbey, Vize-Präsident von GM Europe und GM-Geschäftsführer in Russland, wollte dies jedoch nicht bestätigen. Es gebe mehrere Möglichkeiten für Partnerschaften.  (Verena Diethelm aus Moskau, DER STANDARD, Printausgabe, 29.8.2008)