Wien - Der börsenotierte niederösterreichische Energieversorger EVN musste in den ersten neun Monaten seines Geschäftsjahr 2007/08 wie erwartet einen Gewinnrückgang hinnehmen, doch sanken die Ergebnisse noch etwas stärker als von Analysten erwartet. Operativ (EBIT) verdiente die EVN von Oktober bis Juni mit 165,4 Mio. Euro um 11,5 Prozent weniger, und der Nettogewinn (Konzernergebnis) sank um 14,4 Prozent auf 190,0 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Grund dafür waren u.a. der Anstieg der Stromgroßhandels- und Primärenergiepreise. Dadurch habe der Druck auf die Margen im 3. Quartal weiter zugenommen, so die EVN.

Von der APA befragte Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang des EBIT um 6,3 Prozent auf 175,1 Mio. Euro und des Net Profit um 8,4 Prozent auf 203,2 Mio. Euro vorhergesagt.

Im Gesamtjahr 2007/08 werde man angesichts der ersten drei Quartale voraussichtlich nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anschließen können, heißt es im Ausblick. Ähnlich hatte man sich bereits nach dem ersten Geschäftshalbjahr geäußert. Den Umsatz steigerte EVN in den drei Quartalen um 8,3 Prozent auf 1,843 Mrd. Euro, und das EBITDA verringerte sich leicht um 3,3 Prozent auf 300,8 Mio. Euro. Das Eigenkapital wuchs um 22,6 Prozent auf 3,697 Mrd. Euro, die Eigenkapitalquote stieg damit auf 52,0 (48,1) Prozent.

Mehr Strom-, Gas- und Wärmeabsatz

Den Strom-Verkauf an Endkunden steigerte der niederösterreichische Versorger EVN in den ersten drei Quartal 2007/08 (Oktober bis Juni) bei Strom um 5,5 Prozent auf 14.682 GWh, den Netzabsatz ebenfalls 5,5 Prozent auf 15.457 GWh. Die Stromerzeugung wuchs um 27,5 Prozent auf 3.239 GWh. Der Gas-Absatz an Endkunden legte um 16,8 Prozent auf 6.052 GWh zu, der Gas-Netzabsatz um 16,4 Prozent auf 15.854 GWh. Bei Wärme betrug das Endkunden-Plus 36,5 Prozent auf 1.130 GWh.

Beim 5,5-prozentigen Netzabsatz-Plus bei Strom machte der Zuwachs in Österreich 3,6 Prozent auf 5.700 GWh aus, in Bulgarien war er kräftiger mit 6,0 Prozent auf 5.882 GWh, ebenso in Mazedonien 7,7 Prozent auf 3.876 GWh. Die um 27,5 Prozent gewachsene Stromerzeugung war mit +32,2 Prozent auf 2.267 GWh besonders stark in kalorschen Kraftwerken, bei erneuerbarer Energie waren es +17,9 Prozent auf 972 GWh.

Die Umsätze des Segments Energie stiegen laut EVN vor allem wegen der kälteren Witterung im Periodenvergleich um 12,9 Prozent auf 1,701 Mrd. Euro. Die Umsatzsteigerung habe sich aber nicht auf das operative Ergebnis übertragen lassen; dadurch habe sich in dem Bereich das EBIT um 0,8 Prozent auf 168,3 Mio. Euro verringert. Dies sei im wesentlichen auf die stark gestiegenen Marktpreise für Fremdstrombezug und Energieträger zurückzuführen, während die Endkundenpreise für Strom und Gas von der EVN seit Dezember 2006 nicht erhöht wurden.

Wegen Verzögerungen beim Projekteingang sank im Segment Umwelt der Umsatz um 35,1 Prozent auf 115,3 Mio., das EBIT ging um 71,0 Prozent auf 7,9 Mio. Euro zurück. Das Finanzergebnis verringerte sich um 23,2 Prozent auf 72,2 Mio. Euro. Während das Beteiligungsergebnis um 2,5 Prozent auf 110,9 Mio. Euro zurückging, erhöhte sich das Minus beim Zins- und sonstige Finanzergebnis von -19,7 auf -38,6 Mio. Euro.

Albanien

In Albanien, wo sich die EVN um zwei Kraftwerksprojekte bewirbt, steht die Genehmigung durch die Regierung und das Parlament für drei Speicherkraftwerke am Fluss Devoll bevor, erklärte das Unternehmen am Donnerstag mit dem Neunmonatsbericht. Für ein weiteres Wasserkraftwerke werde eine Partnerschaft mit dem Verbund angestrebt, erinnert die EVN. Darüber hinaus nehme man an einem Bieterverfahren zur Vergabe einer Konzession zum Ausbau eines Erdgasverteilungssystems in der Stadt Zadar an der kroatischen Adriaküste teil, das bis Ende 2008 abgeschlossen sein sollte.

In Niederösterreich habe man im 3. Geschäftsquartal (April bis Juni) mit der Dampflieferung aus dem Kraftwerk Dürnrohr an die Bioethanolanlage des Zucker- und Stärke-Konzerns Agrana begonnen. Im Fernwärmebereich werde seit Mai die 31 km lange Transportleitung von Dürnrohr nach St. Pölten errichtet. Bei Wasser habe man das Wachstum im Endkundengeschäft durch neue Verträge fortgesetzt und die Zahl der direkt versorgten Wasserkunden um 4.100 auf 36.000 erhöht.

Im Segment Umwelt hat die Tochter WTE im 3. Quartal mehrere Projekte abgeschlossen und neue initiiert. Im Juni wurden mit der Kläranlage in Nikosia (Zypern) und einer Meerwasserentsalzungsanlage in Montenegro zwei Projekte fertig gestellt und in eine jeweils 10-jährige Betriebsführung übernommen. Zudem erhielt WTE den Auftrag zum Bau einer Kläranlage in Kielce (Polen) mit 58 Mio. Euro Investitionsvolumen. Neben einem Abwasserprojekt in Warschau ist dies der zweite Großauftrag in Polen in diesem Geschäftsjahr.

Weniger Mitarbeiter

Die durchschnittliche Mitarbeiter-Zahl der EVN-Gruppe verringerte sich in den ersten drei Quartalen um 2,7 Prozent oder 258 auf 9.388 Mitarbeiter. Trotz Erhöhung um 296 Beschäftigte infolge der erstmaligen Konsolidierung des Fernwärmekraftwerks EVN Bulgaria Toplofikatsia EAD, Plovdiv, Bulgarien habe sich die Anzahl in Südosteuropa um 4,8 Prozent bzw. 333 Mitarbeiter verringert. Den Rückgängen in Bulgarien und Mazedonien stand ein Anstieg in Österreich um 3,1 Prozent oder 73 Mitarbeiter gegenüber. Diese Entwicklung sowie die KV-Lohn- und Gehaltssteigerungen ließen den Personalaufwand um 4,5 Prozent auf 221,7 Mio. Euro steigen.

Der Cash Flow aus dem Ergebnis lag in den ersten drei Quartalen 2007/08 trotz des niedrigeren Ergebnisses vor Ertragsteuern von 237,7 Mio. Euro mit 376,8 Mio. Euro annähernd auf Vorjahresniveau. Die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen wurden im Berichtszeitraum um 112,0 Mio. Euro auf 269,7 Mio. Euro erhöht; mit 121,3 Mio. Euro wurde ein Großteil für den Ausbau der Netz- und Zählertechnik in Südosteuropa verwendet. Bei einer Nettoverschuldung von 959,3 Mio. Euro liege das Gearing der EVN-Gruppe mit 25,9 Prozent weiterhin deutlich unter dem Branchendurchschnitt, so die EVN.

Im Berichtszeitraum konnte die EVN 22,1 (Vorjahr: 18,3) Prozent des gesamten Stromabsatzes aus eigener Produktion abdecken. Ohne Berücksichtigung des Energieverkaufs in Bulgarien und Mazedonien, wo derzeit noch keine nennenswerten Erzeugungskapazitäten zur Verfügung stehen, wurde ein Deckungsgrad von 65,7 (53,3) Prozent erzielt. (APA)