Er führt Regie und spielt auch den Lord Darlington in "Lady Windermeres Fächer": Hubsi Kramar (Mitte).

Foto: Mario Lang

Nehmen wir das neueste Bühnenkonzept (Hanna Hollmann) als saisonales Contenance-Versprechen: Schreiende Einrichtungsakzente in Gift- bis Frühlingsgrün überziehen das Deckweiß jener Houssen, die der hochbequemen Sitzmöbellandschaft übergeworfen sind. Sie thronen unverrückbar zwischen den türkisen Sezierfliesen von Hubsi Kramars 3raum-Anatomietheaterbühne im ehemaligen veterinärmedizinischen Institutsgebäude.

Zum Saisonbeginn, mit Lady Windermeres Fächer von Oscar Wilde, filetiert Kramars Inszenierung viktorianische Wohlstandskoketterie zu Gegenteilstücken und schafft damit zweieinhalb Theaterstunden, die in temporeichen Momenten unterhalten, in ernsten allerdings auch beschwerlich werden können:

Eine geruhsame Manierlichkeitsrevue bettet sich ins groteske Gesellschaftstreiben, eine aufgeplusterte Drag- (Dusty O als Lady Agatha) steht neben einer abgehalfterten Drama-Queen (Lucy McEvil als Mrs. Erlynne), und das stocksteife Anständigkeitsgeflüster von Lord und Lady Windermere (Markus Kofler, Julia Karnel) trifft auf hochgezwirbeltes Gegacker der großartigen Susanne Brandt als Herzogin von Berwick.

Dialektschnipsel flackern zwischen Hochsprachlichem. Nicht untypisch für Hubsi Kramar steht er als Lord Darlington genau dazwischen - viril, charmant und väterlich-moralbeschwert. Mrs. Erlynne will ihre fragwürdige Etikette aufbügeln (sie wurde von der Gesellschaft ausgeschlossen, weil sie einst Mann und Kind verließ) und wählt als Sprungbrett die blutjunge Moralideologin Lady Windermere.

Deren Mann hat sie scheinbar bereits um den Finger gewickelt und deren Verehrer Darlington wittert seine Chance. Sinnbildlich: Zores und Konfetti. (pet / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)