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Bawag-Chef David Roberts denkt bereits über die nächsten Zukäufe nach.

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Alpbach - David Roberts, Chef der Cerberus-eigenen Bawag, will sich nicht festnageln lassen bei der Frage, ob er in fünf Jahren (da soll die Bank 500 Mio. Euro Gewinn abwerfen) noch an Bord sein wird. "Ich spekuliere nicht, wir haben jetzt ein sehr starkes Team", war das Einzige, was er sich dazu bei einem Kamingespräch in Alpbach entlocken ließ.

Hintergrund der Frage ist das Engagement von Regina Prehofer, die aus dem Vorstand der Bank Austria in jenen der Bawag wechselt - und bereits jetzt als Roberts-Nachfolgerin gehandelt wird.
Roberts Ziele sind jedenfalls ambitiös, das Wichtigste scheint ihm derzeit die Motivation der Mitarbeiter zu sein ("die Helden der Bawag" nennt er sie), die nach den Troubles der Bank "etwas müde, ausgelaugt und verängstigt waren". Umso mehr, als ja Mitarbeiterabbaupläne bestehen, die aber laut Roberts "nicht verschärft" worden seien. Es geht um die Reduktion um mindestens 400 Arbeitsplätze, wobei derzeit gerade Umschulungsaktionen und weitere Gespräche mit dem Betriebsrat laufen.

Wachstum und Reputation im Auge

Im Geschäft will sich der Bawag-Chef aus Liverpool, der zum ersten Mal beim tradititonsreichen Bankertreffen auftrat, primär auf Wachstum und Reputation konzentrieren. Bei Letzterer habe man schon zugelegt, freilich von einer "sehr tiefen Basis kommend" . Bei den Einlagen habe die Bank um 250 Mio. Euro zugelegt (während der Bawag-Krise waren fast fünf Milliarden abgeflossen; Anm.).

Das Wachstumspotenzial sieht Roberts in Bereichen wie Hypothekargeschäft oder Zahlungsverkehr und Direktbanking; bis zum angepeilten Ausbau werde es aber drei bis fünf Jahre dauern, "man kann das alles nicht mit einem Fingerschnippen ändern" , meinte er.

Schneller als geplant könnte es bei Akquisitionen laufen, die die Bank ja auch plant. Zwar hat Roberts die Ostbanken verkauft - nun sucht er neue Nischen mit hohen Renditen. Ob Zukäufe nun im Osten oder Westen geplant sind, verriet er nicht, sicher sei nur die Expansion auch außerhalb Österreichs. Man habe zwar bisher einen Zeithorizont von zwei bis drei Jahren gehabt, "aber die derzeitige Lage auf den Märkten eröffnet viele Möglichkeiten" , sagte Roberts.

"Die Deutsche Bank wird es nicht"

Worauf die Bawag Appetit hat: Assets in Zahlungsverkehr, Direktbanking, "spezielle Finanzprodukte" . Was genau auf dem Einkaufszettel steht, bleibt natürlich geheim, "wir kaufen aber eher kleine Einheiten als größere; die Deutsche Bank wird es nicht" , scherzte der Bawag-Chef. Um sich an den Spruch seines Vaters zu erinnern: "Deine Augen sollen nicht größer sein als dein Magen."

Insgesamt zog Roberts eine positive Bilanz über die jüngste Vergangenheit: "Wir waren überrascht, wie schnell wir die Probleme hinter uns gelassen haben." Sprach's - und reiste wieder ab, aus seinen "geliebten Bergen", zur Vorstandssitzung in Wien. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.8.2008)