Der Teilverkauf der AUA wurde zwar eingeleitet, eine Entscheidung wird es vor der Wahl aber nicht geben. Dem Kurs der AUA-Aktie taten die Übernahmespekulationen jedenfalls überaus gut.

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Wien - Wenig überraschend hat am Montag die Lufhansa ihr Interesse an der AUA öffentlich gemacht. Darüber hinaus dürften Air France/KLM, Turkish Airlines, Air China  die Verkaufsunterlagen geordert haben. Russlands zweitgrößte Fluggesellschaft S7 hat offiziell Interesse an der österreichischen Fluggesellschaft AUA bekundet. "Wir prüfen, ob wir an dem Bieterprozess teilnehmen können", sagte die Sprecherin der früheren Airline Sibir, Irina Kolesnikowa, am Montag. "Für uns wäre dies für die Unternehmensentwicklung als auch aus internationaler Sicht interessant."

Zum Verkauf stehen die 42,75 Prozent der AUA im Besitz der ÖIAG. Geht alles nach Plan, muss allerdings ein privates Österreich-Konsortium künftig eine Sperrminorität behalten. Weitere Auflagen betreffen den Standort der AUA und die Arbeitnehmerrechte. Von der ÖIAG als geeignet eingestufte Investoren erhalten zusätzliche Informationen und bekommen bis 12. September Zeit, ihre Konzepte zu präsentieren.

Ob der AUA-Verkauf tatsächlich so über die Bühne geht, ist alles andere als fix: Zunächst gilt es, private österreichische Investoren zu finden, die laut Regierungsbeschluss 25 Prozent plus eine Aktie halten müssen. Gelingt das nicht (und bisher hat sich außer der Städtischen und der Raiffeisenlandesbank OÖ niemand gefunden, der ein solches Investment zumindest prüft), kann die ÖIAG lediglich 28 Prozent AUA-Aktien verkaufen. Nämlich: 18 Prozent ÖIAG-eigene, 3,55 Prozent, die die AUA selbst hält, und den Anteil der syndizierten Bank Austria und Raiffeisen.

Dass einer der Interessenten bei der derzeit laufenden Pro-forma-Kapitalerhöhung mitzieht, ist unwahrscheinlich. Denn falls dieser schließlich nicht zum Zug kommt, sitzt er auf einem teuren Aktienpaket (Kurs: 7,10 Euro) einer finanziell angeschlagenen Airline.

Gut möglich, dass sich selbst die Lufthansa oder Air France zunächst mit einer Minderheit zufriedengeben. Allerdings werden sie dafür Zusagen der Politik wollen, dass sie trotz Minderheit die operative Führung bei der AUA bekommen. Das unter der Voraussetzung, dass sich die Politik ins Tagesgeschäft nicht einmischt. "Wenn die Politik mitredet, wohin geflogen wird, gibt es kein Geld", heißt es von Involvierten. Offen ist auch, ob die ÖIAG ihre Alt-Aktien verkauft oder ob der neue Partner mittels Kapitalerhöhung einsteigt.

Dass ein möglicher neuer Partner bei der AUA den Sparstift ansetzt, ist unbestritten. So soll der Berater Roland Berger bereits vor zwei Jahren festgestellt haben, dass Parallelstrukturen wie die Tyrolean (eigene Gesellschaft, eigene Geschäftsführung) die AUA fast 90 Mio. Euro im Jahr kosten. Da stellt sich die Frage, ob das den billigeren Flugbetrieb rechtfertige, heißt es.

Klaus Nittinger, Berater des Lufthansa-Konzernvorstandes, sagte in der Tiroler Tageszeitung er gehe davon aus, dass es im Falle einer Übernahme durch die Lufthansa zu massiven Rationalisierungen bei der AUA komme. "Da gibt es viele Bereiche, in denen sicherlich kräftige Streichungen anzusetzen sind, um den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten." Auch das Streckennetz dürfte sich dann deutlich verändern. "Als Erstes kommen sicher Destinationen weg, die bisher nicht wirtschaftlich betrieben werden konnten." Er rechnet damit, dass dadurch einige Langstreckenziele wegfallen werden. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die AUA vor allem als Zubringer für die Lufthansa fungiert."

Fest steht jedenfalls, dass alle Interessenten, die nicht aus der EU kommen oder einem anderen Luftfahrtbündnis als der Star Alliance angehören, einen schweren Stand haben. So sind die bilateralen Verkehrsrechte mit Nicht-EU-Staaten an nationale bzw. EU-Mehrheiten an der Airline gekoppelt. Fällt die weg, verliert die Airline auch die wichtigen Verkehrsrechte. Ein Ausstieg aus der Star Alliance kostet einen dreistelligen Millionenbetrag.

Die Übernahmespekulationen haben den Kurs der AUA gepusht. Nach plus zehn Prozent am Freitag legte der Kurs am Montag zeitweise um zwölf Prozent zu. UniCredit-Analyst Paul Wessely: "Die AUA ist eine sehr spekulative Aktie, genauso schnell wie es hinaufging, kann der Kurs auch wieder fallen."

Fix ist nur eines: Vor der Wahl gibt es keine Entscheidung. Und was danach kommt, weiß niemand. (APA/Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2008)