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Hamburg/London - Europas Sommer werden trockener, und die Gefahr von Hochwassern steigt. Zu diesem Ergebnis kommen dänische Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature.

Die Klimatologen Jens und Ole Christensen von der Uni Kopenhagen haben die Entwicklung von Niederschlägen der kommenden 100 Jahre in Europa am Computer simuliert, sind dabei von einem weiteren Anstieg der Treibhausgase ausgegangen. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Die Sommer bis 2100 werden demnach deutlich trockener. In Mitteleuropa sollen die Niederschläge von Juli bis September um 20 bis 40 Prozent zurückgehen, an der französischen Atlantikküste und in Portugal soll es dann im Sommer gerade noch halb so viel regnen wie heute. Gleichzeitig sagt die Studie vermehrt sommerlichen Starkregen von bis zu fünf Tagen Dauer voraus. In Mitteleuropa nähmen diese Ereignisse um 40 Prozent zu. Betroffen seien besonders - wie schon im Vorjahr - Einzugsbereiche großer Flüsse wie Donau, Oder, Elbe und Rhein: Flutkatastrophen würden im Sommer häufiger, warnt die Studie.

Die Zunahme von Starkregentagen führe noch nicht zwangsläufig zu vermehrten Hochwassern, widerspricht jedoch Hydrologe Andras Bárdossy von der Uni Stuttgart. Um die Hochwassergefahr zu ermitteln, müsse neben der Dauer auch die räumliche Ausdehnung der Niederschläge untersucht werden.

Über die Ausdehnung der erwarteten Regengebiete macht die Studie aber keine Angaben. Unklar ist zudem, inwieweit die vermehrten Starkregentage auf Gewitter zurückzuführen sind - denn intensive Gewitterregen bleiben meist begrenzt und verursachen keine Flutkatastrophen, allenfalls Hochwasser in kleinen Gebieten.

Eine weitere Schwäche der Studie ist, dass bisher noch zu wenige Daten über Extremniederschläge zur Verfügung stehen. Die Vergleichsbasis für das simulierte zukünftige Klima sei daher nicht vollkommen abgesichert, räumen die Forscher selbst ein.

Sollte das prognostizierte Klimaszenario doch eintreten, wären die Auswirkungen für die Wasserversorgung dramatisch. Schon heute herrscht in manchen Gegenden Südeuropas Wasserknappheit. Auch die Landwirtschaft wäre schwer betroffen.

Man solle die Studie nicht als unfehlbare Vorhersage betrachten, meint der deutsche Klimatologe Hans von Storch. Es sei aber ein Erfolg, dass es gelungen sei, kleinräumige Klimaänderungen über einen langen Zeitraum plausibel zu simulieren. Ein Warnschuss sei die Studie aber allemal. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23. 2. 2003)