Keine Protestschreiben, keine Demos, von Sanktionen keine Rede - anders als vor drei Jahren wird die Neuauflage der schwarz-blauen Koalition im Ausland mit Gelassenheit, gar Desinteresse aufgenommen. Dabei hat sich das Bild der FPÖ nicht gebessert - im Gegenteil, die Berichte über Knittelfeld und Jörg Haiders Bagdad-Reisen machten die Freiheitlichen zur flegelhaften Narrentruppe. Warum regt sich nun niemand auf, wenn sie jetzt wieder Minister spielen dürfen?

Zum Teil, weil die Welt mit anderen Fragen beschäftigt ist. Selbst Haiders ärgste Ausritte lösen nicht die gleichen Emotionen aus wie Saddam Hussein oder George W. Bush. Außerdem hält sich der Kärntner dezent im Hintergrund - und er war international der Stein des Anstoßes, nicht seine Partei. Die FP-Minister wurden von Österreichs EU-Partnern zumeist als unbedarfte, aber harmlose Politikdilettanten kennen gelernt.

Der entscheidende Unterschied aber ist, dass der Rechtspopulismus Anfang 2000 als wachsende Bedrohung in Europa galt - mit gutem Grund, wie sich in den Niederlanden, Italien und Frankreich bald zeigte. Inzwischen hat die Sprengkraft abgenommen - Le Pen wurde von Chirac besiegt, Pim Fortyns Erben sind am Boden, und selbst in Italien gefährden weniger Neofaschisten und Lega Nord die Demokratie als Berlusconi selbst. Auch nach dem 24. November 2002 machte Haiders dramatische Niederlage gegen Wolfgang Schüssel ausländische Schlagzeilen, nicht die verteidigte Mehrheit von Schwarz-Blau.

Mit der FPÖ verzichtet der Kanzler auf einen Imagegewinn im Ausland und eine rasche Normalisierung der Beziehungen mit Israel, die eigentlich schon bevorstand. Sonst kann er sich beruhigt zurücklehnen: Seine Partnerwahl bestätigt bloß den zweifelhaften Ruf, den die "Waldheimat" seit Jahren genießt. (DER STANDARD, Printausgabe, 22/23.2.2003)