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Noch ist nicht klar, wie die deutscheBanken-landschaft künftigaussehen wird. Vor allem in der Banken-metropole Frankfurt am Main wartet man gespannt darauf, ob sich Commerzbank und Dresdner Bank diese Woche einigen können.

Foto: AP/Michael Probst

Berlin/Wien - Eine offizielle Bestätigung gibt es noch nicht, aber in Bankenkreisen geht man davon aus, dass es noch in dieser Woche zu einer Einigung zwischen den beiden Häusern kommen soll. Beschleunigen dürfte den Fusionspoker die für Monatsende geplante Umstrukturierung der Dresdner Bank. Da soll diese in die Bereiche Privat- und Firmenkundengeschäft sowie Investmentbanking (Dresdner Kleinwort) aufgespalten werden. Dies würde den juristischen Aufwand deutlich erhöhen.

Deutsche Medien berichten, dass die Commerzbank bereits Ende dieser Woche eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung plant, um über den Zusammenschluss zu entscheiden. Stimmt auch der Aufsichtsrat der Dresdner-Bank-Mutter Allianz der Fusion zu, dann werde man den Beschluss umgehend per Pflichtmitteilung bekanntgeben.

Wertminderung

Gibt es tatsächlich bald grünes Licht, wäre dies die größte Fusion am deutschen Bankensektor seit sieben Jahren, seit die Allianz die Dresdner Bank gekauft hat. Über ein Zusammengehen der beiden Banken wird seit langem spekuliert, zumal die Allianz die 1872 gegründete Dresdner Bank, die sie 2001 für 24,5 Milliarden Euro übernommen hat, gerne loswerden möchte. Im zweiten Quartal dieses Jahres wies sie einen operativen Verlust von 566 Millionen Euro aus. Hauptursache dafür: ein durch die Finanzmarktkrise verursachter Handelsverlust bei der kriselnden Investmentsparte. Inzwischen wird der Wert der Bank von Analysten nur noch auf etwa zehn Milliarden Euro geschätzt.

Die Dresdner Bank ist mit einer Bilanzsumme von 500 Milliarden Euro die drittgrößte Bank nach der Deutschen Bank und der Commerzbank in Deutschland. Sie hat 26.309 Mitarbeiter, 1074 Filialen in Deutschland und 6,1 Millionen Privatkunden. Zum Vergleich: Die Commerzbank weist eine Bilanzsumme von 617 Milliarden Euro aus, hat 36.767 Mitarbeiter, 820 Filialen in Deutschland undsechs Millionen Privatkunden.

Seit der Münchner Versicherungsriese Allianz die Dresdner Bank übernommen hat, werden bei dem Geldhaus exklusiv Allianz-Versicherungsprodukte vertrieben. Versicherungspartner der Commerzbank ist seit 1999 die AMB Generali.

Die Dresdner Bank ist in Wien mit einer Geschäftsstelle vertreten. Die Commerzbank hat eine Außenstelle für Private Banking in der Schweiz, an der seit rund einem Jahr auch eine Geschäftsstelle in Wien für Private Banking hängt. Cominvest, die Vertriebsgesellschaft der Commerzbank, kommt im September nach Österreich. Bisher wurden die Fonds (hauptsächlich Publikumsfonds, wobei der Schwerpunkt auf europäischen Aktien- und Rentenfonds liegt) via Deutschland und Luxemburg an Österreichs Kunden gebracht.

"Commerzbank und Dresdner Bank müssen jetzt zügig entscheiden, ob sie einen Zusammenschluss wollen oder nicht", sagt Wolfgang Gerke, Bankenexperte und Präsident des Bayerischen Finanzzentrums. Durch den Deal hätte die Commerzbank die Chance, die unangefochten zweitgrößte deutsche Bank zu schaffen. Analysten, aber auch Politiker in Deutschland betonen immer wieder, dass Deutschland - abgesehen von der von Josef Ackermann geführten Deutschen Bank - ein zweiter "Champion" am Bankensektor gut täte.

Allerdings würde ein Zusammengehen der zwei deutschen Bankhäuser wahrscheinlich einen massiven Stellenabbau nach sich ziehen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat für diesen Fall bereits harten Widerstand angekündigt. Bis vor kurzem war in Deutschland sogar über eine neue Dreierkonstellation aus Commerzbank, Dresdner Bank und Postbank spekuliert worden. Experten hatten jedoch davor gewarnt, dass dieses Geschäft zu kompliziert werden könnte. Auch die Deutsche Bank zeigt in letzter Zeit nicht mehr so viel Interesse an der Postbank. (Birgit Baumann, Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2008)