Moskau/Tiflis - Georgiens Präsident Michail Saakaschwili hat nach dem Rückzug des russischen Militärs seine Forderung nach Entsendung einer internationalen Friedenstruppe in das Konfliktgebiet bekräftigt. "Der Erhalt von Georgiens territorialer Einheit ist unvorstellbar ohne eine echte Internationalisierung der Friedenstruppe", sagte Saakaschwili am Freitagabend auf einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates in Tiflis, wie georgische Medien berichteten. Gegen eine solche internationale Schutztruppe, über die in der EU diskutiert wird, sperren sich aber die abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien.

Die russischen Kampfeinheiten hätten sich zwar aus der zentralgeorgischen Stadt Gori zurückgezogen. Sie kontrollierten aber die Zufahrt zum wichtigen Schwarzmeerhafen Poti sowie zu anderen Orten im Westen Georgiens in dem Gebiet vor Abchasien, sagte Saakaschwili. Die russische Militärführung hatte am Freitagabend den vollständigen Abzug aus dem georgischen Kerngebiet verkündet. Es sollen aber Einheiten als Verstärkung für die russischen Friedenssoldaten weiter die Pufferzonen um Südossetien und Abchasien kontrollieren.

Ausmaß des Einmarsches hat überrascht

Saakaschwili bekannte, dass ihn trotz seiner eigenen Warnungen vor russischen Aggressionen das Ausmaß des Einmarsches überrascht habe. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es ein derart groß angelegter feindlicher Einfall werden würde", sagte Saakaschwili in Tiflis. Nach allgemeiner Einschätzung hatte Saakaschwili mit seinem Angriff auf die abtrünnige und von Moskau protegierte Provinz Südossetien den russischen Einmarsch vor zwei Wochen provoziert.

Saakaschwili erklärte in Tiflis, dass alle politischen Kräfte in seinem Land "mit einer kleinen Ausnahme" sich in den vergangenen Wochen loyal verhalten hätten. Die frühere Parlamentsvorsitzende Nino Burdschanadse hatte zu Wochenbeginn gesagt, der Präsident müsse sich nach einem Abzug der Russen unbequeme Fragen gefallen lassen. Burdschanadse wird in Georgien als mögliche Nachfolgekandidatin für Saakaschwili gehandelt. Die einstige Verbündete des Präsidenten will am Wochenende zu Gesprächen in die USA reisen, meldete die georgische Internetagentur "Civil Georgia". (APA/dpa)