Wien/Alpbach - "Die EU-Stimmung bei der Bevölkerung war Anfang Juli 2008 keineswegs so schlecht, wie das in den letzten Wochen von den Meinungsmachern vermittelt worden ist." Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer aktuellen Studie, die von der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) in Auftrag gegeben und vom Institut für empirische Sozialforschung (Ifes) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden beim Forum Alpbach vorgestellt.

Der Studie lag eine Telefonumfrage zugrunde (Anfang Juli, 1000 Befragte). Die Teilnehmer wurden aufgefordert, ihre Einstellung zur EU-Mitgliedschaft Österreichs darzulegen. Weitere Schwerpunkte waren die Europawahlen 2009 sowie der Vertrag von Lissabon. Die Studie entstand vor dem Hintergrund der Debatten über die Ergebnisse des jüngsten Eurobarometers, das den Österreichern ausgeprägte EU-Skepsis bescheinigt.

Laut Ifes ist die grundsätzlich positive Einstellung der Bevölkerung zur EU-Mitgliedschaft Österreichs seit drei Jahren stabil, nur ein Drittel würde einen Austritt aus der EU begrüßen. Dabei nimmt die Zustimmung zur EU mit dem Bildungsgrad der Befragten zu. Auch der Medienkonsum wirkt sich auf die Haltung zur EU aus. So sind die Leser der Ganzen Woche Spitzenreiter bei den EU-Gegnern - die Hälfte spricht sich für einen Austritt aus der EU aus. Bei Lesern der Kronen Zeitung dagegen liegen Zustimmung und Ablehnung in etwa gleichauf: 46 Prozent sind für einen EU-Austritt, 42 Prozent dagegen.

Die Diskrepanz zwischen den Schlussfolgerungen der beiden Studien erklärt sich Ifes so: In der Eurobarometer-Studie werden neutrale EU-Einstellungen als EU-skeptisch eingestuft, während die Autoren der Ifes-Studie davon ausgehen, dass Personen mit einer indifferenten Einstellung zur EU die Realität der EU-Mitgliedschaft grundsätzlich akzeptieren. (von Valérie Michiels und Mascha Dabić/DER STANDARD, Printausgabe, 23.8.2008)