Zur Person

Sabine Wiesinger studierte Medizin und Zahnmedizin in Wien. Sie war in Wien, New York, Zürich und Hamburg wissenschftlich in der zahnmedizinischen Vorsorge tätig.

Acht Jahre lang  leitete die Mutter einer Tochter die Zahnmedizinische Abteilung an der Privatklinik Confraternität in Wien.

Vor einem Jahr entschloss sie sich ein privates zahnmedizinisches Vorsorgezentrum zu gründen.

 

 

Foto: Wiesinger

Vorher

 

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Nachher

 

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derStandard.at: Was halten Sie von strahlend weißen Zähnen aus dem Drogeriemarkt?

Wiesinger: Die Produkte haben einen großen Nachteil: Es fehlt die zahnärztliche Untersuchung ob Spalten oder Fisuren vorhanden sind. Diese müsste man, auch vor der Heimanwendung reparieren, da das Bleaching Gel bei diesen kleinen Schäden in den Zahn eindringen kann. Deshalb müssen diese vorab unbedingt repariert werden.

derStandard.at: Das heißt ohne professionelle Vorbehandlung kein Zähnebleichen?

Wiesinger: Ja, die professionelle Zahnreinigung ist einfach das Um und Auf. Eine Bleachingbehandlung ohne professionelle Zahnreinigung davor ist eigentlich ein Kunstfehler.

Ohne Reinigung kann es passieren, dass die Applikation über bestehende Belege drübergelegt wird. Der Erfolg ist dann natürlich nicht so gut. Da wird viel Gel geschluckt, es können Flecken entstehen und der Output bleibt minimal.

derStandard.at: Gibt es noch eine Unterscheidung zwischen professionellem Bleaching und Heimprodukten?

Wiesinger: Bleaching Produkte für die Heimanwendung beinhalten höchstens dreiprozentiges Carbamidperoxid, während unsere bei zehn Prozent beginnen. Das heißt in der Heimanwendung werden die Zähne sicher nicht so weiß.

derStandard.at: Wie wirkt die Carbamidperoxidsäure ?

Wiesinger: Die Carbamidperoxid - Ionen wirken im Zahn und im Zahnschmelz. Dort spaltet sich der Sauerstoff ab und löst zum Beispiel Farbpartikel von Rotwein oder Kaffee auf. Der Zahn wird weiß. Das ist die gleiche Reaktion, wie bei einem Waschmittel. Alle Belastungen, die vom Schmelz aufgenommen wurden, werden heraus gewaschen. Das heißt der Zahn wird so, wie er vor zwanzig Jahren vielleicht einmal war.

derStandard.at: Es gibt aber auch Nebenwirkungen.

Wiesinger: Ja das sind Hypersensibilitäten. Übersensible Kältereaktionen zum Beispiel. Diese dauern rund 48 Stunden an, bis sich das Milieu wieder einstellt. Ohne extreme Temperaturbelastung passiert aber gar nichts.

derStandard.at: Es wird auch vor Bleichmitteln gewarnt, die sehr wohl den Zahnschmelz angreifen.

Wiesinger: Das sind alle Bleachingprodukte, wo die Peroxidkonzentration höher als dreißig Prozent ist.

derStandard.at: Das heißt ich sollte mich beim Zahnarzt vorab auch über das verwendete Bleachingmaterial informieren?

Wiesinger: Absolut und auch über die Häufigkeit. Das heißt wie oft in der Ordination ein Bleaching durchführt wird. Der Zahnarzt muss auch über die Produkte, die er verwendet gut Bescheid wissen. Es gibt über den Daumen gerechnet rund 30 Bleaching Produkte am Markt. Das ist nicht wenig.

derStandard.at: Wie viele davon können Sie persönlich zahnmedizinisch empfehlen?

Wiesinger: Ich finde zwei Produkte sehr gut. Eines kommt aus Liechtenstein und eines aus den USA

derStandard.at: Zu welchen Schädigungen kann es bei zu starken Bleachinggels kommen?

Wiesinger: Im Endeffekt wird der Zahnschmelz angeätzt. Wenn die Füllungen nicht perfekt gemacht sind oder alt und durchlässig sind, kann es außerdem passieren, dass das Gel tief hinunter geht und zu einem Nervenreiz führt. Das sollte man unbedingt vermeiden.

derStandard.at: Das heißt es kommt zu Zahnschmerzen.

Wiesinger: Genau. Ein vorübergehender Schmerz mit einer Reizung, die leider nach ein paar Monaten wieder auftreten kann.

derStandard.at: Manche Zahnärzte empfehlen das nächste Bleaching nach einem Jahr, ohne auf die entsprechend Zahnpflege hinzuweisen. Würden Sie hier vom Besuch abraten?

Wiesinger: Ja natürlich. Da fehlt das gesammte Following-up.

derStandard.at: Worauf gilt es noch zu achten?

Wiesinger: Zum Beispiel, dass Kronen und Brücken natürlich nicht gebleicht werden. Durch das Bleichen kommt man manchmal, auf der Zahnfarbkarte betrachtet, vier Stufen hinunter. Das heißt, sie werden mitunter sehr hell. Wenn ich jetzt natürliche Zähne gemischt mit Kronen habe, dann muss ich den Patienten auf die entstehenden Farbunterschiede aufmerksam machen. Erst dann entscheidet man, ob ein Bleaching Sinn macht oder doch nicht.

derStandard.at: Wie sieht es mit weißen Füllungen aus?

Wiesinger: Das gleiche gilt für kleine weiße Füllungen. Da bleached man zuerst und erneuert die Füllungen in der Farbe der gebleachten Zähne. Dadurch erhält man ein schönes, weißes Gebiss. Die weißen Füllungen zwischen den Zähnen gehören an sich, lege artis, alle zwei Jahre getauscht, da sie undicht werden. Diese Kosten übernimmt die Kasse.

derStandard.at: Können auch wurzelbehandelte Zähne gebleicht werden?

Wiesinger: Ja, wurzelbehandelte Zähne werden braun oder schwarz und werden von Innen gebleacht, da die Verfärbung durch das gestockte Blut entsteht. Hier wird der Zahn von hinten aufgebohrt, das Bleachingmaterial wird eingelegt, der Zahn wieder verschlossen. Nach 24 bis 48 Stunden wird das Material herausgenommen. Das kann mitunter sogar eine Krone ersparen.

derStandard.at: Wenn man sich für ein Bleaching entscheidet, so gibt es auch beim Zahnmediziner verschiedene Methoden. Welche sind das?

Wiesinger: Es gibt zwei große Methoden: Die, die der Patient zu Hause durchführt und die, die in der Ordination durchführt wird. Die Methode zu Hause ist die ältere Methode. Dem Patienten wird eine individuelle Schiene angefertigt, diese wird jeden Abend mindestens zwei Stunden mit dem Bleachinggel getragen. Das Problem dabei: Die Complience. Vierzehn Tage möglichst ohne Rauchen, ohne Kaffee, ohne Rotwein, das ist sehr, sehr lange. Das hält kaum jemand durch. Deshalb bieten wir heute fast nur noch die moderne Methode, das Chairside Bleaching an.

derStandard.at: Wie unterscheidet sich das von der bewährten Schienentechnik?

Wiesinger: Gleich nach der professionellen Mundhygiene wird das Bleaching in der Ordination in einer Sitzung gemacht. Das Bleachinggel wird direkt auf die Zähne aufgetragen, bleibt zwanzig Minuten auf den Zähnen und wird dann abgespült. Das ist es. Es ist eine einfachere, schnellere und zeitgemäßere Methode, die durch die heute verbesserten Rezepturen möglich ist.

derStandard.at: Wie lange hält das "strahlende Weiß"?

Wiesinger: Das hängt natürlich von den Lebensgewohnheiten ab. Wenn ein Patient Kettenraucher ist, wird er schon nach zwei drei Monaten ein Polishing brauchen, da Belege sich auf der rauen Zahnoberfläche bilden. Durch das Essen, durch Getränke oder Rauchen kommt es natürlich wieder zu Verfärbungen. Im Normalfall wird deshalb alle sechs Monate eine professionelle Zahnreinigung empfohlen, dann hält der Erfolg wirklich lange, also bis zu zwei Jahre.

derStandard.at: Vor zwei Jahren wurde die Zahnaufhellung mittels Laser als schonenderes Verfahren bezeichnet. Was halten Sie von der Lasermethode?

Wiesinger: Das ist vorbei. Mit dem Laser wird die Pulpa, also der Zahnnerv sehr stark aufgeheizt und da ist heute jedem klar, dass das nicht gesund sein kann.

(Andrea Niemann, derStandard.at, 21.08.2008)