Es ist nicht so, dass er einem sehr abgehen würde, aber seltsam ist es schon, wie wenig der Wahlkampf fünf Wochen vor dem entscheidenden Termin stattfindet. Der Wahlkampf köchelt auf dünnster Flamme vor sich hin, als ob sich die Parteien noch kollektiv auf Urlaub befänden. Das kann man auch positiv sehen: Die Nachfrage nach Politikerauftritten ist enden wollend, die Zurückhaltung von Faymann, Molterer & Co könnte man auch als Rücksichtnahme auf den genervten Bürger auslegen.

Spärlich hängen die Plakate. Die ÖVP formuliert mit der 13. Familienbeihilfe eine Forderung, die sie mit der SPÖ längst umsetzen könnte. Faymann präsentiert sich als neue Wahl, das hat sich auch schon ein wenig erschöpft. Die anderen Parteien scheinen das Geld überhaupt ganz streng zusammenzuhalten, da wird offensichtlich auf das Finale des Wahlkampfes gespart.

Sparsam sind die Parteien allerdings auch mit den Inhalten. Es gibt sie kaum. Die Teuerung wäre ein Thema, eines, das auch die Menschen betrifft, eine Debatte darüber kommt allerdings nicht in Schwung. Die ÖVP hält einen Gipfel ab, an dem darf aber die SPÖ nicht teilnehmen, daher wird er auch nichts bringen. Die SPÖ möchte ebenfalls einen Gipfel, bekommt von der ÖVP aber nur ein Gespräch zugestanden, das keines falls Gipfel heißen darf. Lächerlich? Ja.

Dabei sind fast 40 Prozent der potenziellen Wähler und Wählerinnen noch unentschlossen. Mit ein paar intelligenten Botschaften wären sie möglicherweise ansprechbar und motivierbar. Offenbar gibt es aber nur derart bescheidene Botschaften, dass sich die Parteien diese für die letzten Tage vor der Wahl aufheben müssen.(Michael Völker/DER STANDARD Printausgabe, 21. August)