Montage: Beigelbeck

Nur sechs von 61 AbteilungsleiterInnen in der niederösterreichischen Landesverwaltung sind Frauen.

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St. Pölten - Rund zwei Drittel der 36.000 aktiven Bediensteten des Landes Niederösterreich sind Frauen. In Spitzenpositionen ist das Land von dieser Quote aber weit entfernt. Sechs von 61 Abteilungen in der niederösterreichischen Landesverwaltung sind unter weiblicher Führung. Einer einzigen der elf Gruppen, zu denen die Abteilungen zusammengefasst werden, steht eine Frau vor - der Gruppe "Innere Verwaltung". Dabei gilt seit 1997 das niederösterreichische Gleichbehandlungsgesetz, das unter anderem Diskriminierungen wegen des Geschlechts im Rahmen eines Dienstverhältnisses zum Land verbietet.

Sozial-Landesrätin Gabriele Heinisch-Hosek (SP) empfindet diese Zahlen als "alarmierend". Sie fordert, dass sich ihre für das Frauenreferat zuständige VP-Kollegin Johanna Mikl-Leitner "viel mehr" für Frauen ins Führungspositionen im Land einsetzen soll. „In Niederösterreich tut sich hier viel zu langsam etwas. Das liegt sicherlich am mangelnden politischen Engagement, das ein erster Schritt wäre", meint Heinisch-Hosek, deren Aufgabe unter anderem auch die Bekämpfung von Diskriminierung ist. Ihr Lösungsansatz: Frauen solle von der Politik in einer Kampagne Mut gemacht werden.

"Keine Plakate"

"Irgendeine Plakataktion wäre hier fehl am Platz", kontert Mikl-Leitner. Es werde permanent PR betrieben, sagt sie und verweist auf eine vor rund einem Jahr veröffentlichte Broschüre mit Tipps zur Vereinbarung von Familie und Beruf. Zudem erzählten andere Zahlen eine ganz andere Geschichten, meint die VP-Landesrätin und nennt die wachsende Anzahl von Bürgermeisterinnen im Land. Waren es im Jahr 1997 nur fünf, stieg die Zahl der Ortschefinnen innerhalb von zehn Jahren auf 29. Auch in den Bezirkshauptmannschaften befänden sich mehr Frauen in der obersten oder zumindest stellvertretenden Position. De facto sind derzeit in zwei Bezirkshauptmannschaften, nämlich Melk und Scheibbs, Frauen an der Spitze. Im Vergleich zum Jahr 2000 ergibt das eine Verdoppelung.

Mikl-Leitner zeigt sich überzeugt, dass der richtige Weg eingeschlagen worden sei. "Wir haben mit der Einrichtung der Gleichbehandlungsbeauftragten, der -kommission und den -koordinatoren die Strukturen geschaffen, jetzt muss sie langsam umgesetzt werden. Da sind wir laufend dabei."
Allerdings hänge die geringe Frauenanzahl in manchen Spitzenpositionen auch damit zusammen, dass „Frauen in letzter Konsequenz dann doch oft auch 'Nein' zur Verantwortung sagen", meint Mikl-Leitner. Die Gleichbehandlungsanwältin im Bundeskanzleramt, Ingrid Nikolay-Leitner, betont, dass Bewusstseinsbildung ganz wichtig sei und politische Kampagnen dafür „sicher etwas bringen können". Nikolay-Leitner: „Die gläserne Decke gibt es sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst." (Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe 21.08.2008)