Foto: Katalog Bielik-Ausstellung

Mit bloßer Brust stellte sich ein Mann in Bratislava einem Panzer entgegen.

Foto: Katalog Bielik-Ausstellung

Fernsehbilder des ORF trugen die Nachricht von der Invasion in der ÈSSR in alle Welt. Bei den Fotografen stachen zwei Reporter hervor, denen Bilder gelangen, die zu den herausragendsten des 20. Jahrhunderts gehören.

In Prag kletterte Josef Koudelka auf sowjetische Panzer, um die Reaktion der Soldaten aus nächster Nähe einzufangen. Zunächst nur als "Prager Fotograf" bekannt, erhielt er anonym die Robert-Capa-Goldmedaille. Später wurde Koudelka gefeierter Magnum-Fotograf; soeben ist sein Bildband über Prag 1968 erschienen.

Übel wurde Ladislav Bielik mitgespielt, der in Bratislava den Mann fotografierte, der sich einem Panzer mit nackter Brust als Ziel anbietet. Das Bild, am 22. 8. in der slowakischen Zeitung Smena erschienen, ging um die Welt, in Bildbänden wurde es nach Prag oder gar Budapest 1956 verlegt. Bielik flog aus der Zeitung; er bekam kein Honorar. 1984 verunglückte er tödlich. Jetzt kehrten seine Bilder zu einer Freiluftausstellung auf Bratislavas Šafárikovo-Platz zurück, wo sie Touristen aus Österreich besichtigen.

Starke Beziehungen zu Wien

Viele Österreicher, darunter mehrere Politiker, haben die Tschechen und Slowaken durch die schwierigen Jahre bis 1989 und auch danach begleitet. Heinz Fischer kam, als Nationalratspräsident, 1992 nur wenige Wochen vor Alexander Dubèeks tödlichem Verkehrsunfall nochmals mit ihm zusammen. Dubèek, der ewige Träumer, glaubte damals noch, den gemeinsamen Staat von Tschechen und Slowaken erhalten zu können.

Mit dabei war Fischers Mitarbeiter Bruno Aigner, der 1968 als Linker gegen den Einmarsch protestierte. Später empfing er im Auftrag von Bruno Kreisky den Schriftsteller Pavel Kohout und weitere Dissidenten, die wegen Unterzeichnung der Charta 77 ausgebürgert wurden, in Österreich. "Samt Familienangehörigen waren das 400 bis 500 Leute; Österreich hat sich nobel verhalten," sagte Aigner heuer über den "erfrorenen Frühling" in der Wiener Diplomatischen Akademie. Deren Leiter Jiøí Gruša war 1968 ebenfalls einer der in Prag politisch aktiven Autoren. (Erhard Stackl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.8. 2008)