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Foto: REUTERS/Phil Noble

Braucht man tatsächlich derart viele Insektenarten für ein gesundes Ökosystem? Die Antwort in der vorliegenden Studie lautet eindeutig Ja.

Foto: REUTERS/Phil Noble

Göttingen - Die Welt hat derzeit mit einem rapiden Artenverlust zu kämpfen, ein Faktum, das ein internationales Forscherteam dazu veranlasst hat, die Rolle der Artenvielfalt auf das Funktionieren von Ökosystemen genau zu untersuchen. So wurde erstmals im Freiland gezeigt, wie sehr die Artenvielfalt wichtige Funktionen des Ökosystems fördert. "Damit ist dies die erste wissenschaftliche Arbeit, die die Bedeutung der Biodiversität im Hinblick auf die Umwelt-Heterogenität bei ganz unterschiedlichen Ökosystem-Prozessen und in nicht-experimentellen Ökosystemen gezeigt hat", so Studien-Autor Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie an der Universität Göttingen.

Drei unterschiedliche Lebensräume untersucht

Bisher konnte man solche Untersuchungen nur im kleinen Rahmen von Labors oder in abgeschlossenen Parzellen machen, so dass die wirkliche Heterogenität in der freien Natur wenig berücksichtigt wurde. Für die Studie haben die Wissenschaftler drei unterschiedliche Lebensräume in drei unterschiedlichen geografischen Regionen untersucht. Neben der Artenvielfalt der Bestäuberinsekten in der Kaffeeplantage in Indonesien wurde die Schlupfwespenpopulation in Ecuador untersucht. Eine weitere Studie zum Zusammenhang der Pflanzendiversität auf die Biomasse wurde im Grasland am Thüringer Schiefergebirge durchgeführt, berichten die Forscher im Fachmagazin "PloS Biology".

Umwelt wesentlich heterogener als angenommen

"Wir konnten erstmals den positiven Effekt der Artenvielfalt quantifizieren", meinte Tscharntke. "Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob man tatsächlich so viele Insekten für ein gesundes Ökosystem braucht. Die Antwort, die wird gefunden haben, macht es deutlich", so der Experte, der mit Kollegen aus Neuseeland, den USA und der Schweiz dieser Frage nachging. "Es machen nur scheinbar alle Insekten das gleiche."

Die Umwelt sei nämlich wesentlich heterogener, als man ursprünglich geglaubt habe. Jede Art reagiere anders auf eine unterschiedliche Blütendichte, manche Spezies bevorzugen die ersten Blüten, andere eher die Spätblühenden. Positive Auswirkungen habe auch ein großer Artenreichtum von Schlupfwespen, die als Räuber unterschiedlich auf die Populationsdichte von Insekten reagieren und sie so besser kontrollieren und schädliche Massenvermehrungen verhindern.

Nur scheinbar gleiche Funktion der Arten

"Zwar mögen die verschiedenen Arten einer Gruppe in einem Ökosystem scheinbar dieselbe Funktion erfüllen, tatsächlich reagieren sie aber in ihrem Verhalten ganz unterschiedlich auf die so vielfältigen Umweltbedingungen", meinte der Forscher. "Die natürlicherweise vorkommende Lebensraum-Heterogenität ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Biodiversität an Bedeutung gewinnt. So ist der komplementäre Effekt der verschiedenen Arten dann am größten, wenn auch die Ressourcen in Raum und Zeit unterschiedlich verteilt sind."

Die Wechselwirkungen zwischen Artenvielfalt und ökosystemaren Dienstleistungen wären für den Menschen immer dann am größten, wenn die Ressourcen für Pflanzen und Tiere möglichst heterogen verteilt wären, so Tscharntke abschließend. (pte/red)