Dragan Djilas wurde 1967 in Belgrad geboren. Er studierte Maschinenbau, Fachrichtung Luftfahrt und arbeitete als Redakteur für die Informationsprogramme des Kultradiosenders "B 92". Als Student führte er in den Neunzigerjahren Demonstrationen gegen das Regime von Slobodan Milosevic an. Seit 2004 ist er Mitglied der "Demokratischen Partei" (DS). Er war Leiter des "Volksbüros" von Präsident Boris Tadic und als Minister zuständig für den nationalen Investitionsplan. Seit 2006 ist er Präsident des Stadtausschusses der DS in Belgrad.

Djilas ist Miteigentümer der Firma "Multikom", die im Mediengeschäft auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien führend ist. Er hat die Organisation "Unser Serbien" gegründet, die Kinder betreut, die im Krieg ihre Eltern verloren haben. Er spricht Englisch und ist Vater von Sofija und Jovana.

Das steht auf der Website der DS über Dragan Djilas. Was dort nicht steht, ist, dass er von 1993 bis 1997 auch Mediendirektor von Saatchi & Saatchi war, dass seine Firma Ovation Advertising "Big Brother" und ähnliche TV-Shows nach Serbien gebracht hat, dass er mit Unternehmen in Zusammenhang gebracht wird, die praktisch ein Monopol auf dem serbischen Werbemarkt haben, dass er mit Präsident Tadic befreundet ist, seine Wahlkampagnen geleitet hat und aus dem gutaussehenden Psychologieprofessor einen attraktiven politischen Brand gemacht hat. Kritiker meinen, dass die Politik Tadics - unter dem Einfluss von Djilas - voll von Phrasen mit wenig Inhalt ist. Auch in der eigenen Partei ist Djilas als Quereinsteiger umstritten.

Der Boulevard zerreißt ihn förmlich. So will die Zeitung Kurir wissen, dass er die Medien über die Vergabe von Werbung praktisch kontrolliert und dass sein "Millioneneinkommen um 327 Prozent" gestiegen sei, seitdem er in die Politik eingestiegen ist. Paparazzi fotografierten ihn in Gesellschaft einer attraktiven Blondine.

Mut hat Djilas jedenfalls. Noch als Student hat er Milosevic, als dieser an der Höhe seiner Macht war, ins Gesicht gesagt, dass er lieber zurücktreten und Serbien von der Misere befreien sollte. Im Gegensatz zu vielen Politikern und Geschäftsleuten schlendert er ohne Leibwächter durch Belgrad, wirkt arrogant, selbstsicher und hat eine scharfe Zunge. "Wir dürfen uns nicht vor Primitivismus, Unwissen und Demagogie zurückziehen", sagte Djilas einmal. Er sei blond und reich und habe deshalb keine Chancen auf eine politische Karriere, meinten seine Gegner. Djilas hat das Gegenteil bewiesen. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2008)