Klagenfurt - Selbst hartgesottene Kriminalisten zeigten sich angesichts des Gehörten fassungslos. Eine 19-jährige Kärntnerin soll vergangene Woche unter besonders brutalen Bedingungen entführt und mehrfach vergewaltigt worden sein. Dabei dürfte das Opfer auch unglaubliches Glück gehabt haben. Denn das Auto, das die entführte Kärntnerin unter Zwang lenken musste, wurde im Zuge einer Routinekontrolle angehalten - da konnte die junge Frau einem Polizisten die furchtbaren Umstände, in die sie geraten war, erzählen.

Die Frau aus dem Bezirk Villach soll vergangenen Donnerstag von zwei ebenfalls aus Oberkärnten stammenden Burschen, einem 18-Jährigen und dessen 17 Jahre alten Freund, gezwungen worden sein, mit ihnen in einen Zug zu steigen und nach Oberösterreich und Salzburg zu fahren.

Im Zug soll der Ältere der beiden die junge Frau mehrmals vergewaltigt und zum Oralverkehr gezwungen haben, während der Jüngere Wache stand. Als das Mädchen flüchten wollte, sei das brutal unterbunden worden.

Am Bahnhof von Salzburg schließlich soll der mutmaßliche Haupttäter die junge Frau unter massiven Androhungen körperlicher Gewalt an einen Mitreisenden "vermietet" haben. Diesen habe sie ebenfalls oral befriedigen müssen, erzählte das Opfer. Der Entführer habe dafür fünf Euro kassiert. Dann kehrten die Burschen mit ihrem wehrlosen Opfer nach Kärnten in den Heimatort des mutmaßlichen Haupttäters, Rotenthurn, zurück.

Martyrium im Wald

Dort sei der Hauptverdächtige mit dem Opfer in einen nahen Wald gefahren. Er habe die Frau mit einem Abschleppseil an den Händen gefesselt und ans Auto gebunden. Die junge Frau schilderte, dass der 18-Jährige losgefahren sei und sie dem fahrenden Auto hinterherlaufen ließ. Die Polizisten nahmen die Burschen aufgrund der Aussagen der 19-Jährigen vorläufig fest, der ältere kam in Untersuchungshaft, der jüngere wurde auf freiem Fuß angezeigt.

Ob das alles so stimmt, muss jetzt die Klagenfurter Staatsanwaltschaft klären. "Fest steht, dass der Hauptverdächtige und das Opfer einander gekannt haben", sagt Staatsanwaltschaftssprecher Helmut Jamnig zum Standard. Es habe auch eine Auseinandersetzung zwischen beiden um Geld gegeben. Der Hauptverdächtige sei zudem wegen Gewaltdelikten bereits amtsbekannt, sagt Jamnig.

Bewahrheiten sich die Vorwürfe, ist der Fall einer der schlimmsten Vergewaltigungsfälle der vergangenen Jahre. Statistisch gesehen ist die Zahl der Verurteilungen wegen Vergewaltigung in Österreich seit Jahren stabil: In den vergangenen 25 Jahren lag sie zwischen 100 und 130. Im Vergleich zu den Anzeigen bei der Polizei zeigt sich freilich, dass im Vorjahr nur 11 Prozent der Anzeigen auch zu einer Verurteilung führten. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 20.8.2008)