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Österreichs Eltern legen für ein Startpaket ihres Tafel-klasslers im Schnitt 80 bis 130 Euro ab. Viele österreichische Produkte sind meist nicht darunter.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - "Schulhefte sind ein reines Groscherlgeschäft" , sagt Wolfgang Winkler, "es gibt Preiskampf ohne Ende." Viele großen Handelsketten holten sich ihre Hefte aus den Druckereien in Osteuropa. Hier preislich mitzuhalten sei nicht möglich. Dass sich aber so gar nichts mit der Schule verdienen lasse, das wollte er dann auch nicht akzeptieren - also verlegte sich Winkler auf Hefte mit individueller Note.

Individuelle Hefte statt Ansichtskarten

Der Steirer führt in zweiter Generation die Druckerei Print & More. Sein Vater habe einst Ansichtskarten erzeugt, doch das sei längst kein Geschäft mehr. Winkler selbst produziert in Graz seit fünf Jahren Hefte, deren Cover Schulen nach eigenen Ideen gestalten. Je drei Seiten vergibt er an Inserenten. Nur "saubere Werbung" komme da infrage, versichert er. Kein Red Bull und McDonald's, stattdessen regionale Hochzeitsmode-Ausstatter und Abfallentsorger. Damit ließe sich der Preis für die auf Recyclingpapier gedruckten Hefte gering und konkurrenzfähig halten.

750.000 Hefte an fast 400 Schulen liefert der kleine Betrieb heuer. Kurz vor Schulstart wird rund um die Uhr gearbeitet und die Zahl der Mitarbeiter von sieben auf 25 aufgestockt. Geht alles nach Plan, will Print &More nach Deutschland expandieren. Dass sein Betrieb mit einer halben Million Euro Umsatz im Vergleich zu seinem Mitbewerber Format Werk in Oberösterreich ein Zwerg ist, stört Winkler nicht. Er mache gute Gewinne, wachse Jahr für Jahr, und in seiner Nische sei das Potenzial groß genug.

Das Gunskirchner Format Werk setzt mit rund 100 Mitarbeitern fast 19 Mio. Euro um. Mehr als 40 Prozent der Hefte, Blöcke und Büroartikel gehen in den Export. Zweiter österreichischer Platzhirsch im Schulgeschäft ist Familie Hromatka. Ihre Unternehmensgruppe führt die Marke Cretacolor und stellt jährlich 22 Mio. Bleistifte in Hirm her. Tochterfirma Heinrich Sachs sorgt unter anderem für Klammern, Reißnägel und Hefter. Und seit 2007 ist auch die Traditionsmarke Jolly in ihrer Hand. Ansonsten sind österreichische Hersteller im Schulgeschäft dünn gesät. Schultaschen kommen überwiegend aus Deutschland, Italien und Spanien. Für günstige Kopien aller Art sorgen Fernost-Fabriken.

Teurer Weg in die Schule

Für den Handel beginnt nun wie alle Jahre wieder der Wettlauf um die Tafelklassler. Sie legen für ein Startpaket jeweils 80 bis 130 Euro auf den Tisch, rechnet der Obmann des Papierfachhandels in der Wirtschaftskammer, Oswald Heimhilcher, vor. Wer auf Markenware bestehe, müsse im Fachhandel mit bis zu 200 Euro rechnen, zeigt ein Preistest der Arbeiterkammer. Und Umweltfreundliches sei im Schnitt um sechs Prozent teurer als die jeweils günstigsten Markenartikel.
Unter dem Strich lassen sich die Österreicher Schulmaterial im Jahr knapp 250 Mio. Euro kosten. Branchenfremde wie der Lebensmittelhandel - er wirft sich mit billigen Eigenlabels in die Schlacht um 1,2 Mio. Schüler und Studenten - Baumärkte, Möbelketten und Postfilialen holen sich fast ein Fünftel des Geschäfts, schätzt Heimhilcher.
Ein Drittel falle Ketten wie Libro, Pagro und Thalia zu. Der Fachhandel sichere sich nach wie vor die Hälfte des Marktes. 1200 Geschäfte gebe es hier noch. Für nicht alle fänden sich Nachfolger, und manch Übergabe scheitere an den steigenden Mieten, sagt Heimhilcher. "Sie sind der Killer des Einzelhandels." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2008)