Während die Forschungsszene auf erste Ergebnisse aus der umfangreichen Evaluierung der Förderung durch das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo wartet, jagt ein Statusbericht aus Brüssel über Forschung und Entwicklung in Österreich den nächsten.


Und sie fallen zwiespältig aus, rühren aber alle in alten Wunden der Forschungslandschaft. Wenig schmeichelhaft ist über weite Strecken etwa der jüngste CREST-Report ausgefallen. Seine Verfasser wühlen in alten Wunden: Die Förderlandschaft ist auf vier Ministerien zersplittert, was der Umsetzung jeder Forschungsstrategie nicht unbedingt zuträglich sei, sondern zu enormen Reibungsverlusten führe. Deshalb empfiehlt das European Union Scientific and Technical Research Committee (CREST) auch eine Strukturreform, die diesen Namen verdient.

Außerdem brauche es in Österreich eine klarer formulierte Strategie, um dem "dichtbevölkerten Programm-Dschungel" Herr zu werden. Das wird heftige Diskussionen und noch heftigere Verteilungskämpfe auslösen, denn der Widerstand gegen thematische Abgrenzungen steigt - insbesondere in der Grundlagenforschung, in der die Forschungsförderung über Antrag der Wissenschafter und Uni-Institute so richtig in Schwung gekommen ist. Die Probleme der Universitäten mit Schwerpunktbildung und zielorientierten Leistungsvereinbarungen sind ohnehin virulent und hinlänglich bekannt. Die angewandte Forschung wiederum hat - in Ermangelung nennenswerter Großindustrie - sowieso Probleme, von sich aus Themen vorzugeben.

Schmeichelhafter fiel der jüngste Erawatch-Bericht der EU-Kommission aus. Er würdigt steigende F&E-Ausgaben ebenso wie Österreichs Anstrengungen in Sachen Lissabon-Strategie, gibt der ministeriellen Zersplitterung aber schlechte Zensuren, weil er Überlappungen und "blind spots" produziere, weil Führung und Verantwortlichkeiten gegenüber den Fördereinrichtungen nicht klar erkennbar seien. Während die Programmentwicklung mehr Qualität aufweise, sei das Fördersystem unübersichtlich, teils von unterkritischer Größe und vor allem ohne Langfristplanung. Die Förderbudgets werden 2009 wieder ein Problem, weil Nationalbank und ERP-Fonds nicht ausreichend Zinserträge liefern. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2008)