Das Modegetränk der Saison heißt Aperol Sprizz und ist ein aus Aperol und Prosecco gemischtes Vergnügen. Das heißt aber nun nicht, dass der Werbung die Lust am Ungemischten vergangen wäre, im Gegenteil: Auf der Suche nach Waren und Dienstleistungen, die mit dem nachgestellten Adjektiv "pur" angepriesen werden, winkt reiche Ernte. Ich vermute, diese Wertschätzung der Pur-Konstruktion hat damit zu tun, dass das hinter dem Nomen positionierte Adjektiv (Hänschen klein, Röslein rot) im Deutschen die Ausnahme und nicht die Regel ist und somit einen milde "außergewöhnlichen" Effekt verbürgen soll. Werblich häufig positiv konnotiert ist auch das Reine, Ungemischte, durch keinerlei fremde Beigaben Getrübte, der Inbegriff des Puren also.

Eine kleine Auswahl aus dem Internet, was es derzeit an purem Stoff zu haben gibt: Tirol pur, Afrika pur, Fahrrad pur, Genuss pur, Party pur, Bier pur, Wein pur, Käse pur, Idylle pur, Bundesliga pur, Romantik pur, Emotion pur, Tischtennis pur, Running pur, News pur, Kochlust pur, Sicherheit pur und Wolfgang Ambros pur.

Natur pur und Kultur pur reimen sich zwar recht apart, sind aber schon so abgegriffen, dass sie einem bei den Ohren herausstauben, sobald man sie nur hört: Phrasendrescherei pur. Da lob ich mir eine Kombination wie "Skulptur pur" (einst Titel einer Ausstellung im "Atelierhaus Panzerhalle" in Groß Glienicke, Brandenburg), die hat wenigstens einen gewissen Neuigkeitswert.

Die p.t. Leser aber ermuntere ich wie immer, ihren Assoziationen freien Lauf zu lassen (gut für den Wortschatz und die Sprachzentren im Gehirn!) und uns mit ein paar prächtigen Postings pur zu erfreuen.