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Feuerwehrmänner bei Bergungsarbeiten nach dem Selbstmordanschlag vor einer Polizeischule in Algerien.

Foto: EPA

Algier - Nach Angaben des algerischen Innenministeriums wurden 43 Menschen getötet und 38 verletzt, als laut Augenzeugenberichten in der ostalgerischen Stadt Issers ein Selbstmordattentäter sein Auto vor dem Eingangstor einer Polizeischule in eine Menschenmenge lenkte und anschließend zur Explosion brachte. Zahlreiche Kandidaten hatten vor dem Schulgebäude gewartet, weil sie an einer Zulassungsprüfung zur Polizeischule teilnehmen wollten.

Die Stadt Issers liegt rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Algier entfernt. Über die Drahtzieher des Anschlags ist derzeit nichts bekannt. Es handelt sich um den blutigsten Anschlag in Algerien seit Dezember 2007, als zwei Selbstmordattentäter vor einem Gerichtsgebäude und dem Sitz des UN-Entwicklungsprogramms Sprengsätze gezündet und 39 Menschen mit in den Tod gerissen hatten. Der am Dienstag verübte Anschlag forderte einen noch höheren Blutzoll.

Zuvor am selben Tag ereignete sich in der ostalgerischen Bergregion Skikda ebenfalls ein Angriff, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen. Laut algerischen Zeitungsberichten wurden acht Polizisten, drei Armeeangehörige sowie ein Zivilist von mutmaßlichen Islamisten getötet, als ihr Konvoi in einen Hinterhalt geriet. Beim Vorbeifahren des Konvois zündeten die Angreifer eine Bombe, worauf heftige Kämpfe zwischen ihnen und den Sicherheitskräften ausbrachen. Nach dem Eintreffen von Soldaten, die zur Verstärkung angefordert worden waren, wurde ein zweiter Sprengsatz gezündet. Insgesamt wurden mehr als zehn Sicherheitskräfte verletzt und vier mutmaßliche Islamisten getötet.

Sicherheitsrat verurteilt Anschlag

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Selbstmordanschlag gegen eine Polizeischule in Algerien "aufs Schärfste" verurteilt. Terrorismus sei in all seinen Formen eine der größten Gefahren für Frieden und Sicherheit in der Welt, betonte das höchste UNO-Gremium am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung. Die Verantwortlichen, Organisatoren und Hintermänner müssten zur Verantwortung gezogen werden. Ausdrücklich erinnerte der Sicherheitsrat daran, dass Anti-Terror-Maßnahmen dem internationalen Recht und vor allem den Menschenrechten entsprechen müssen.

Seit dem Verbot der islamistischen Partei 1991 durch das Militär kamen in einem mehrjährigen Bürgerkrieg schätzungsweise 200.000 Menschen ums Leben. Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika hatte den Islamisten vorgeworfen, seine Politik der nationalen Versöhnung zu torpedieren. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2008)