Moskau - Russland hat nach einer Woche des Wartens seinen Antrag auf eine Sondersitzung des NATO-Russland-Rates über den Konflikt mit Georgien zurückgezogen. Ein solches Treffen müsse schnell einberufen werden, wenn es Ergebnisse bringen solle, sagte der Vertreter Russlands bei der NATO, Dmitri Rogosin, am Montag laut der Agentur Interfax. "Nun macht es keinen Sinn mehr. Das ist, als würden Sie eine Woche auf den Notarzt warten."

Russland hatte die Sitzung vergangene Woche beantragt, um die NATO über seine Sicht des Konflikts im Südkaukasus zu informieren. Rogosin bezeichnete Vorwürfe der NATO gegen die russische Militäroffensive als "völlig untragbar".

Sein Land werde genau verfolgen, was die NATO-Außenminister am Dienstag entschieden, sagte der russische NATO-Botschafter Dmitri Rogosin am Vortag in Brüssel. Russland erwarte im Konflikt um Georgien von der NATO "ausgewogene" Entscheidungen, andernfalls drohe eine Verschlechterung der Beziehungen. Sollten diese Entscheidungen nicht der "Realität" entsprechen, werde sein Land die bisher erreichte Qualität der Zusammenarbeit mit der Allianz nicht länger aufrechterhalten können, warnte der russische Diplomat. Russland hoffe auf eine "ausgewogene und verantwortungsbewusste Entscheidung" und darauf, dass die USA nicht "das ganze Geschirr in unserem Haus zerschlagen", so Rogosin.

Russland hatte Anfang vergangener Woche vor Gesprächen der NATO mit Vertretern Georgiens ein Sondertreffen des NATO-Russland-Rats gefordert. Dies war von den USA abgelehnt worden. Die USA wollten die Arbeit des 2002 gegründeten NATO-Russland-Rats nicht mehr aussetzen. die USA hatten angedeutet, dass es bis auf weiteres keine Treffen des Rates mehr auf Ministerebene geben werde. Mehrere NATO-Mitglieder, darunter auch Deutschland, hatten vor dem Ministertreffen klargemacht, dass sie gegen eine Aussetzung des Rates sind, um bestehende Kommunikationslinien mit Russland nicht abreißen zu lassen. Die Außenminister werden zunächst vom Vorsitzenden der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), dem finnischen Außenminister Alexander Stubb, über die Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts zwischen Georgien und Russland informiert. Anschließend verlässt Stubb, dessen Land nicht der NATO angehört, die Beratungen wieder. Die NATO werde "die Bemühungen der OSZE und der Europäischen Union uneingeschränkt unterstützen", sagte NATO-Sprecherin Carmen Romero. Die Sprecherin kündigte auch die Entsendung ziviler Experten nach Georgien an als ein Zeichen der Solidarität der NATO mit dem Land. Die Fachleute sollen die Schäden durch Militäraktionen - vor allem in den Bereichen Energie, Gesundheitswesen und Transport - untersuchen und Pläne für die Wiederherstellung des zivilen Luftverkehrs machen. "Das wird eine sehr klare Botschaft sein: Wir wollen Georgien helfen", sagte die NATO-Sprecherin. (APA/dpa)