Der "Tatort", stets bemüht um Lebensnähe, die anhand von Fällen, die immer wieder auch hinter Nachbars Wohnungstüre stattfinden könnten, unterstrichen wird, kam bei seiner sonntäglichen Ermittlung nicht aus dem grauen Theoriepapier des Drehbuchs heraus.

Foto:ORF/SWR/Stephanie Schweigert

Dort liest sich ein Satz wie "Was ist denn hier passiert?" vielleicht ganz gut. Wenn dieser jedoch von einem Mann gesprochen wird, der nach einem Schusswechsel eine Wohnung mit drei blutüberströmten Leichen betritt, erscheint das keine angemessene Reaktion auf dieses mittlere Massaker.

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Vom Umstand, dass man als Krimiseher weiß, dass nicht jeder dahergelaufene Passant an Tatorten erwünscht ist, weil dort sehr wahrscheinlich gerade die Spurensuche im Gange ist, einmal ganz zu schweigen.

Apropos: Ein solcher Spurensucher hatte in Gegenwart dreier totgeschossener Menschen - einer immerhin ein Kollege von der Polizei - dann bei der Folge "In eigener Sache" auch nichts Besseres zu tun, als zwo, dro blöde Schmähs von sich zu geben, zu denen das dämliche Drehbuch ihn und seine Kollegin verpflichtete.

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In diese Szene stolperten die Stuttgarter Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und der wie ein drittklassiges Provinz-Model hergerichtete Felix Klare als Sebastian Bootz und erwiesen sich als ebenso realitätsferne, aber immerhin total verständnisvolle Hascherl.

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Als einer der beiden den überlebenden Drogenfahnder zum Tathergang befragen wollte, meinte der andere: "Ach komm, der ist ja total fertig. Das kann doch bis morgen warten."

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Ja, genau so stellt man sich die Ermittlungen in einen Dreifachmord vor. Morgen ist auch noch ein Tag. Das schlimmste daran: All das hat sich innerhalb der ersten vier, fünf Minuten zugetragen. Ab Minute sechs wurde die Aufmerksamkeit dann umgewidmet. (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 19.8.2008)

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