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Fans der Band The Hives am Freitag

Foto: APA/ Andreas Pessenlehner

Salzburg - Alles wird besser. Das Frequency Festival zeigte heuer stärkeren Willen als bisher, neben der üblichen Programmierung mit den immergleichen, einer vage definierten "alternativen" Musik verpflichteten Bands ab und an auch in die Nischen zu leuchten. So galt es für rund 40.000 Besucher, täglich auf zwei Hauptbühnen und diversen Nebenschauplätzen im Angebot von etwa 90 Acts doch einiges an Erinnerungswürdigem vorzufinden. Temperatur und Regen sollten dabei mitunter Feierlaune und Wanderlust des Publikums sichtlich hemmen.

So wurden am Freitag die weiten Felder des Folk bespielt: Der junge Musikant Dev Hynes wuchtete mit Band im Rücken die Stücke seines Alter Egos Lightspeed Champion energiegeladener als auf Tonträger auf die Bühne, während am folgenden Tag der formidable Songwriter Sam Beam alias Iron & Wine, unterstützt von großem Ensemble, seine sonst fragilen Preziosen eines Mannes mit einsamer Gitarre in druckvollen Southern Rock transformierte. Das französische Trio The Teenagers, das aktuell der Hauch des Hypes umweht, mag sich als allzu Style-fixiertes Two-Hit-Wonder entpuppen.

Wir sind es - ihr nicht

Als Höhepunkt erwiesen sich The Roots aus Philadelphia, die mit ihrem handgespielten, drum- und percussionlastigen HipHop zu Recht als eine der besten Live-Bands gelten. Mit Tuba-Spieler auf der Bühne, Formationstanz und einer geschmeidig ins Set geschobenen Adaption von Curtis Mayfields Move On Up hat man vermutlich auch alles richtig gemacht.

Freilich hatte auch Traditionelles Platz: Die schwedischen The Hives zeigten sich, getrieben von ihrem arg formelhaften Garagen-Rock, als Garant für Ausgelassenheit. Dass das Dasein als Rockstar mitunter Vorteile gegenüber dem Leben als Normalsterblicher mit sich bringen kann, weiß Sänger Howlin' Pelle Almquist und teilte dies dem Publikum gerne mit: "We're The Hives, the Rock 'n' Roll Band, And You Are Not!"

Dass mit dem Pariser Duo Justice ein elektronischer Act am Zenit seiner Hipness schon heuer seinen Weg ins Programm eines österreichischen Festivals gefunden hat, und nicht erst zehn Jahre später, darf als mittlere Sensation gewertet werden. Hinter ihrer üblichen Dekoration aus Monitortürmen, allerlei Geblinke und ihrem Logo, einem Lateinischen Kreuz, kauernd, arbeiteten Gaspard Augé und Xavier de Rosnay an der Zersetzung ihres Materials: Stücke wurden zerdehnt, nochmals durch den Häcksler geschoben, einzelne Passagen kurz angeteast und später ins Set zurückgeholt.

Hinsichtlich des Kunstanspruchs ihrer Musik zeigen sich Justice ohnehin realistisch, so meinten sie im Gespräch mit dem Musikmagazin URB, dass der oft geäußerte Vorwurf, sie würden bloß oberflächliche Musik für Kinder produzieren, eigentlich der Wahrheit entspricht. So viel rehäugige Demut wird ihnen niemand verübeln wollen.

Zum Abschluss auf der Hauptbühne empfahlen sich die die Killers aus Las Vegas mit ihrem zunehmend stärker Richtung Bruce Springsteen treibenden Rock und fulminanter Live-Performance als eine der nächsten ganz großen Stadionbands. Das Konzert der Babyshambles musste abgesagt werden, Frontmann Pete Doherty, man ahnt es schon, hatte mehrmals seinen Flug verpasst. (Philipp L'Heritier / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2008)