Mailand/Rom - Bis zu zwölf Milliarden Euro sollen auf "schlafenden Konten" bei Italiens Banken deponiert sein. Es handelt sich dabei um Konten, auf denen seit zehn Jahren keinerlei Bewegung festgestellt wurde. Nun will der Staat diese Mittel für Sozialfonds und Anleger-Schadenersatz nutzen. Die erste Frist für die Konteninhaber, die sich melden, um ihre Einzahlungen zu erhalten, lief am 16. August ab.

Fristverlängerung

Nun wird noch eine Fristverlängerung bis 16. Dezember 2008 gewährt. Wer danach sein Konto wecken will, muss sich direkt an das Finanzministerium wenden. Mindestens drei Jahre lang kann eine Meldung erfolgen.

Genaue Zahlen über die Anzahl der Konten und die "schlafende" Sparsumme gibt es nicht. Laut Schätzungen des Bankenverbandes Associazione Bancaria Italiana haben die Kreditinstitute über 200.000 Konten, auf denen seit 1998 keinerlei Einzahlung oder Abhebung stattgefunden hat. Bei Italiens zweitgrößter Bank, Intesa Sanpaolo, wird ein Bestand von 81.000 bestätigt. Von diesen wurden seit Jahresbeginn 13.000 geweckt. Von den meisten anderen Banken fehlen Daten. Oftmals seien die Konteninhaber verstorben, ohne Erben zu hinterlassen, sagte ein ABI-Sprecher.

Chronischer Finanzmangel

Der Staat leidet unter chronischem Finanzmangel. Insofern ist es kein Wunder, dass er die Fühler nach den Milliarden ausstreckt. Der "Schatz" soll unter anderem für jene privaten Anleger verwendet werden, die durch den Zusammenbruch eines Unternehmens Schaden erleiden. Etwa beim Molkereikonzern Parmalat oder beim Tomaten-Konserven-Giganten Cirio sind zigtausende Anleger um ihre Investitionen geprellt worden. Ein Teil soll auch für die Finanzierung von Sozialleistungen genutzt werden. (tkb, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2008)