44-mal hatte der obdachlose Vagabund Stephane M. auf den elfjährigen Valentin eingestochen. Ein Mord, der in Frankreich Ende Juli für Entsetzen gesorgt hat. Nun hegen die Ermittler einen schauderhaften Verdacht: Der 39-jährige Verdächtige könnte ein psychopathischer Serienmörder sein, der seit vier Jahren Menschen jeden Geschlechts und jeder Altersklasse getötet hat.
Ohne erkennbares Motiv hatte M. am 28 Juli bei Lyon den Buben getötet. Wie besessen muss der Täter auf das Kind eingestochen haben, einige der Wunden waren zehn Zentimeter tief. Zunächst hatte die Gendarmerie ein Verbrechen innerhalb der Familie nicht ganz ausgeschlossen, da sich die Eltern des Kindes scheiden lassen wollten. Doch eine DNA-Analyse brachte die Kriminalisten offenbar auf die richtige Spur. Auf dem zerfetzten Trainingsanzug des Opfers fanden sich auch M.s Blutspuren. Ebenso wie auf der in einem Wald gefundenen Messerschneide, auf der die genetischen Spuren von Opfer und Täter waren.

Hunderte Fälle aus 14 Jahren werden geprüft

Nun prüft die Gendarmerie, ob sie einen Serienkiller erwischt hat. Die vor drei Jahren erstochene 20-jährige Marine B. könnte zu seinen Opfern zählen. "Das Vorgehen des Täters ist das gleiche" , erklärte Marines Vater in der Samstagsausgabe der Tageszeitung Parisien. Mehrere hundert Fälle der vergangenen 14 Jahre haben sich die Ermittler nach Angaben der Gendarmerie vorgenommen. Einige Bluttaten scheinen ganz auf den Vagabunden zu passen.

Die Opfer haben auf den ersten Blick nichts miteinander gemein. Unter ihnen sind ein Priester und ein Transvestit, Frauen und Männer jeden Alters. Doch mehrere Tatorte haben Bezüge zu M., und die Arten, wie die Opfer zugerichtet waren, ähneln einander.
Ob der 39-Jährige je verurteilt wird, steht noch nicht fest. Gerichtsgutachter müssen zunächst klären, ob er zurechnungsfähig ist. Auf die Kriminalisten machte er nicht diesen Eindruck, berichteten sie nach Verhören im Anschluss an seine Festnahme. Er sei der "König von Australien" und in einer "göttlichen Mission unterwegs" hat er gegenüber den Beamten angegeben. Seine 48 Jahre alte Freundin Noella, mit der er seit 20 Jahren durch Frankreich zieht, stellte sich als "göttliche Prinzessin" vor.

Mit ihren Familien hatten die Verdächtigen nur mehr selten Kontakt, die Mutter von M. berichtete, ihr Sohn leide an Verfolgungswahn und lebe seit Jahren in einer "eigenen Welt" . (APA, red, DER STANDARD; Printausgabe, 18.8.2008)