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Wer zieht die Fäden hinter dieser Fassade? 41.400 Frauen und 23.100 Männer arbeiten für das Wiener Rathaus. Ihre Chefs, die mächtigsten Beamten, sind allesamt Männer.

Foto: APA/Techt

Wer im Wiener Rathaus etwas umsetzen will, der muss sich mit den mächtigsten Beamten Wiens gut stellen: dem Magistratsdirektor, seinen sechs Bereichsdirektoren und den Abteilungsleitern. Wer regiert, schafft an. Deswegen finden sozialdemokratische Politiker traditionell eher Gehör - doch manche Beamte handeln, wie es ihnen passt, und nicht, wie es etwa ein Stadt- rat wünscht. Denn: Die Stadträte können wechseln und werden ausgewechselt. Die Beamten bleiben.

Legenden erzählt man sich über den 2005 verstorbenen ehemaligen Magistratsdirektor Josef Bandion, der nicht immer Freund der Bürgermeister gewesen sein soll. In der Serie "Wiens mächtigste Beamte" des Standard werden einige der wichtigsten Beamten vorgestellt.

Ungefähr 64.500 Mitarbeiter hat der Wiener Magistrat in seinen 70 Magistratsabteilungen inklusive des Krankenanstaltenverbundes und der städtischen Hausverwaltung Wiener Wohnen - ziemlich genau so viel wie St. Pölten und Eisenstadt zusammen Einwohner haben. Davon sind 41.400 Frauen und 23.100 Männer.

Aus den Bundesländern

Nicht alle Magistratsbediensteten sind aus Wien: 15.500 kommen aus den anderen Bundesländern. "Beamter" oder "Beamtin" dürfen sich nur 26.200 Menschen nennen. Der Rest sind Vertragsbedienstete. Ausgegliederte Unternehmen der Stadt, die Wiener Stadtwerke etwa oder die Wien Holding, zählen nicht zum Mitarbeiterstab.

Laut Rechnungsabschluss 2007 hat die Stadt Wien nur 57.135 Mitarbeiter. Hier wurden aber die Arbeitsverhältnisse, nicht aber die arbeitenden Personen gezählt. Die Personalkosten: 1,8 Milliarden Euro inklusive Pensionen - wobei in dieser Berechnung die Landeslehrer nicht dabei sind. Mancher Beamte bleibt vom (Hoch-)Schulabschluss bis zur Pensionierung im Dienste der Stadt Wien. Bestes Beispiel dafür ist Magistratsdirektor Ernst Theimer (61) selbst.

In diesem Tross bewegt sich wenig. Das Ziel, den Magistrat neu zu strukturieren und zu einer "schlanken, strategischen Konzernzentrale" zu machen, ist Magistratsdirektor Theimer nur teilweise gelungen. Zu mächtig seien die Gewerkschaften, heißt es aus dem Rathaus.

Aus zwei mach eins


Was er allerdings durchgeführt hat, ist die Zusammenlegung von Magistratsabteilungen. Von der 21A, 21B und 21C (Stadtteilplanung und Flächennutzung) blieben nur die 21A und 21B übrig. 2006 war noch eine eigene Magistratsabteilung mit Schlichtungen in Wohnrechtsangelegenheiten beschäftigt. Dann wurde sie mit der MA 50 (Wohnbauförderung) zusammengetan. Ebenso wurde die MA 66 (Statistik) mit der MA 5 (Finanzwirtschaft) zusammengelegt. Wien als Gemeinde und Land habe doppelte Strukturen, da könne man einsparen, meint Wiener VP-Klubobmann Matthias Tschirf. Bei der EU in Brüssel sind - zum Vergleich - 30.000 Beamte tätig.

Die Magistratsdirektion ist ähnlich dem Vorstand von Wirtschaftskonzernen organisiert. Es gibt sieben Geschäftsbereiche, die Theimer unterstehen. Einzelne Bereichsdirektoren - Personal, Organisation, Internationale Beziehungen, Bauen und Wohnen sowie Finanzen - führen die Geschäftsbereiche eigenständig wie Vorstandsdirektoren. Sie sind dem Magistratsdirektor unterstellt. Über dem Magistratsdirektor steht nur noch der Bürgermeister.

Der Vizebürgermeister zwischen 1996 und 2001, Bernhard Görg (VP) hat den Magistrat positiv in Erinnerung.Ursprünglich habe er sich gedacht: "Ooooiiii, das wird mit den Beamten was werden, die stehen alle im Sold der SPÖ. Da bin ich mit einigen Ausnahmen angenehm enttäuscht worden."

Mit dem Standard zu sprechen hat die Magistratsdirektion aus "wahltaktischen Gründen" übrigens verweigert. "Wir wollen uns nicht von den Parteien vereinnahmen lassen", erläuterte Magistratssprecher Rudolf Gerlich. Auch die amtsführenden Stadträte, die mit dem Magistrat eng zusammenarbeiten, solidarisierten sich daraufhin - und redeten mit dem STANDARD nicht. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD-Printausgabe, 16.8.2008)